Mittwoch, 27. Mai 2015

"Wär ich König auf deinem Zaun"


Jürgen Schwalm: “Wär ich König auf deinem Zaun”, Hinterglasmalerei, 2006/2007



Jürgen Schwalm



Dein Schrebergarten

blitzblank und klitzeklein
und so viel Beeren auf dem grünen Rücken

Zinnien mit steifem Kreuz

Parade bis zur Pforte
mit Schotenknall und Asternsalut
Wicken- und Windenwinken

Wär ich König auf deinem Zaun!





Aus: Jürgen Schwalm: „Schwingen“, Verlag Th. Breit,1984




 
 

Sonntag, 17. Mai 2015

"Ich bin ein altes Krokodil" - Vortrag Fr., 22. Mai 2015

Jürgen Schwalm: Ein Lied aus alten Tagen ( Hinterglastechnik, Ausschnitt, 2007)

 

Reformierte Kirche (Lübeck, Königstraße 18)
Freitag, 22. Mai 2015, 19.00 Uhr

Sonderveranstaltung zum 200. Geburtstag des Lübecker Dichters und Ehrenbürgers Emanuel Geibel

Vortrag Dr. Jürgen Schwalm: „Ich bin ein altes Krokodil“ 
Geibels Biographie nach Selbstzeugnissen
und zeitgenössischen Berichten

Ur-Aufführung des Schul-Songs der „Emanuel-Geibel-Schule“

Fackenburger Liedertafel (Ltg.: Michael P. Schulz)
Lübecker Männerchor (Ltg.: Henning Zarnkow)
Musiktheater PicoBello (Ltg.: Michael Knoll)

Eintritt: 10,- €

 


Sonntag, 3. Mai 2015

Nachspann für Marlene Dietrich




Jürgen Schwalm: “Das Vermächtnis einer Diva”, 
Collage (Papier, Stoff, Schallplatte, Stecknadeln, Perlmuttknopf), 2003


Jürgen Schwalm

Nachspann für Marlene Dietrich


Flucht in die Kino-Höhle der Zarin aus Schneekälte und Flockenfall vom Pferdeschlitten direkt über die Klinge gesprungen in den scharlachroten Sesselplüsch - zum Star aus dem Sternberg Paramount dort droben - in den Palast der Wunder zum Andachtsbild mit diesem Namen aus Heimatlied und Peitschenknall -
Porzellan aus Berlin schlägt keine Zeit kaputt aus Hass oder Liebe –
Haut ohne Craquelé faltenlos immerdar und das Licht steht stets hoch im Norden über den dunklen Buchten der Wangen wachsblumenrot -
Da welken die Locken nie - nie wird der Puder zu Staub unter den Lampen -
Aber manchmal löscht sie das Licht auch aus wenn der Vorhang ihrer Lider fällt halbseiden mit langen Fransen und der Sahnelöffel der Zungenspitze von der Erdbeerspeise der Lippen nascht –
Nach zwanzig Uhr Kino-Zeit wachsen ihre Absichten mit den Absätzen -
Je tiefer sich die Nacken beugen unter ihrem aufgesetzten Schuh desto lauter stöhnen die Verehrer auf und prügeln sich im Backroom hinter der Bar -
Doch welch großer Bluff denn nie fließt Blut dabei und der Zylinder bleibt immer auf ihrem Kopf -
Ja Köpfchen muss man behalten und das Gefühl am rechten Fleck und hinter den Kulisssen den Koffer für den Einsatz an vorderster Front und pünktlich die Klamotten zum Zapfenstreich wenn die GI’s sie auf ihre Schultern heben –
Nicht kleinzukriegen diese Korsage gummielastisch - aderlos auf ewig unverkrampft diese Beine -
Diese Stimme mit dem Geigenbogen über Sägezähne wund gestrichen -


(aus: „Das Visier der Jugend“, in: Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte, Jg. 2015)