Samstag, 27. August 2016

25. Litera-Tour des Lübecker Autorenkreises nach Weimar



 
Weimar. Anna-Amalia-Bibliothek, Fenstergitter. Aufnahme: Jürgen Schwalm

Die 25. Litera-Tour des Lübecker Autorenkreises führte vom 19. bis 21. August 2016 nach Weimar. Motto: „Auf den Spuren von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller“. Dort fand u.a. am 20. August in der Eckermann-Buchhandlung eine Lesung von Autorinnen und Autoren aus Weimar und Lübeck statt, bei der auch Jürgen Schwalm Texte aus seinem Band „Der Lebens-Baum“ (erschienen 2005) vortrug (Die Stunde der Wahrheit, Diplomatischer Betriebsausflug, Alte Spielregel, Helden, Nachttöpfe, Revoluzzer).

Jürgen Schwalm

Weimarer Fürsorglichkeit

Ich hatte im 1. Stock des Museum-Anbaus des Goethehauses die Ausstellung mit den in Schaukästen präsentierten Goethe-Reliquien betrachtet (zwischen Mineralien und Petrefakten ist dort u.a. auch ein Handschuh aufgebahrt) und humpelte an meiner Krücke zur Treppe. Da eilte der Mann von der Aufsicht zu mir und rief:
„Ich säh doch, Se sin behindert. Da gennenSe doch nich die Drebbe nähm. Da nähm wer doch den Lift. Ich drigge schon mal aufs Gnebbchen, sähnSe, da gäht die Diere auf. Nu gähenSe rein und dann driggenSe auf dies Gnebbchen und dann gäht die Diere zu. Und dann fohrnSe nach unten, und dann brauchenSe geen Gnebbchen mehr zu driggen, dann geht die Diere selbstschtändich auf, und dann gähnSe raus und dann gradeaus und dann gommenSe ins eichentliche Geede-Haus.“




Samstag, 13. August 2016

Sommer 2016

Jürgen Schwalm: “Sommer”, Hinterglasmalerei, 2011 
(im Besitz der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bad Segeberg)



Sommer 2016


Alle Erinnerungen übertreiben und verwandeln abgelaufene Ereignisse in Dramen, in Tragödien oder Komödien. Erinnerungen sind ungerecht. Um auf den diesjährigen Sommer schimpfen zu können, vergessen wir alle Regengüsse, die auch im vorigen Sommer niederfielen. Es wäre besser, wir würden das Wetter des vorigen Sommers ganz und gar vergessen, um den gegenwärtigen Sommer in der Gestalt genießen zu können, in der er sich anbietet. Erleben wir alle Sonnentage als Sonntage, die wir preisen, weil ihre Zahl begrenzt ist.

Jürgen Schwalm 






 

Sonntag, 7. August 2016

Dein Gartenkalender


Jürgen Schwalm: “Spielende Kinder im Garten”, Relief (Acrylfarben auf Kupferplatte), 2005





Jürgen Schwalm

Dein Gartenkalender

Bleistifteintragungen:
am 15. März Garten-Frühjahrsputz

Die Osterglocken für Nina nicht vergessen (mit Ausrufungszeichen)

Am 5. Mai rief der Kuckuck zum ersten Mal
und hörte gar nicht mehr auf

Dann ist Pfingsten auch schon wieder vorbei.
Und bald dahinter sind die Tage vermerkt,
an denen die Nacktschnecken-Gesellschaft
uns den grünen Salat abfraß,

die Tage,
als die Amseln abends
von allen Vögeln
am längsten telefonierten,

die Tage,
als uns die Köpfe
beim Beerenwein-Ansetzen schwollen
und schließlich die Dahlien bunt wurden.

Du hast so viel eingetragen
zwischen die Beete,
und alles Umzäunte
und liebevoll Gezähmte
erzählt mir das Jahr durch
von dir

(aus dem Zyklus: Der Blütengarten)