Sonntag, 27. Dezember 2020

Klabautermann

Jürgen Schwalm: “Karte von Utopia”, Hinterglasmalerei, 2013

 

 



Freitag, 18. Dezember 2020

Weihnacht

“Goldenes Licht”, Altarraum in Funchal/Madeira. Foto: Jürgen Schwalm, 2007

 


 

 

 

 

Freitag, 11. Dezember 2020

Kopflos, aber behütet

Jürgen Schwalm:”Kopflos, aber behütet”, Collage, 2020

 



Jürgen Schwalm

Kopflos, aber behütet


Manchem ist schon bei Sturm der Hut unter Mitnahme des Kopfes
davongeflogen.

Diese Leute tragen dann den nach Erstattung der Versicherungssumme
gekauften neuen Hut stolz auf den Schultern.


(aus: Vernissage – Bilder einer Ausstellung, 1990)
 
 
 
 

 

Samstag, 5. Dezember 2020

DER WAGEN 2020/21


 

Soeben erschien im hansischen Verlagskontor Lübeck DER WAGEN 2020/21, Lübecker Beiträge zur Kultur und Gesellschaft, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit von Manfred Eickhölter. Darin publizierten 22 Autoren Beiträge, darunter Jürgen Schwalm: Bilder aus dem Leben des Theatergrafen Hahn (1782-1857) -  Zitat:… Im April 1824 war der Ruin da. Graf Hahn gab auf und legte die Direktion des Lübecker Theaters nieder. Die riesige Schuldenlast brachte den Grafen nicht zur Verzweiflung oder Resignation. Nach Abzahlung der Forderungen, die wieder eine große Lücke in die Familienkasse riss, reagierte er seinem Naturell entsprechend: Er begab sich auf die Fahrt zu neuen Ufern, schloss aber die Rückkehr zu alten Ufern nie aus. Und siehe da: 1839-1841 leitete er nochmals das Lübecker Theater. Das Leben ist halt eine Bühne, man tritt auf und wieder ab, und wenn der letzte Vorhang fällt, müssen alle Darsteller ihre Kostüme in der Garderobe abliefern.

 

 

 

 

Freitag, 27. November 2020

Symposium zum 150sten Geburtstag Hans Dragendorffs

Am 15. Oktober 2020 berichtete die Römisch-Germanische Kommission (RGK) in Frankfurt/Main unter dem Titel: 150 Jahre Hans Dragendorff – Gründungsdirektor der RGK-

Neuzugang im Archiv der RGK:
Nachlass Dragendorff

Im Sommer dieses Jahres hat der Enkel Hans Dragendorffs, Jürgen Schwalm, dem Archiv der RGK eine umfangreiche, sehr gut sortierte und dokumentierte Sammlung von Briefen, Fotografien, Urkunden und Publikationen seines Großvaters überlassen. Die Sammlung wurde zum Teil von der Tochter Dragendorffs (Lotte Schwalm, geb. Dragendorff) begonnen und enthält neben Originaldokumenten und biografischen Informationen zu Hans Dragendorff auch Archivalien und Zusammenstellungen zu dessen Vater, dem Pharmazeuten Georg Dragendorff, sowie die Ergebnisse genealogischer Forschungen zur Familie Dragendorff. Die Unterlagen sind angereichert mit Zusatzinformationen – seien es persönliche Kommentare oder Sekundärquellen – zu Orten und Personen, die im Umfeld der Familie Dragendorff eine Rolle gespielt haben. Die Dokumente beinhalten zahlreiche neue Informationen über Hans Dragendorff, die die zukünftigen wissenschaftsgeschichtlichen und biografischen Forschungen zu seiner Person bereichern werden.  

Zum Dragendorff-Symposium der RGK am 26./27. November 2020 schrieb Jürgen Schwalm in seiner Grußbotschaft u.a.: Aus der alten Hansestadt Lübeck sendet der inzwischen ebenfalls alte Enkel Hans Dragendorffs herzliche Grüße an die RGK in die alte Reichsstadt Frankfurt/Main.- Dragendorffs zweite Ehefrau Erna, geb. Hoyer, wurde vor 130 Jahren in der Lübecker Gartenstraße geboren. Ich stand vor wenigen Wochen wieder einmal vor dem Haus, das die Zeiten nahezu unbeschädigt und unverändert überdauert hat. – Unzerstört und lebendig sind auch meine Erinnerungen an meinen Großvater Hans Dragendorff, der meine naturwissenschaftlichen Interessen frühzeitig erkannt und gefördert hat. Die von ihm geerbte Mineralien- und Fossiliensammlung erfreut mich noch heute und erinnert mich täglich an meinen Großvater.- Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der RGK und allen beim Dragendorff-Symposium Beteiligten wünsche ich einen guten und ergebnisreichen Verlauf der Tagung…

 

 

 


 

Samstag, 21. November 2020

Ansveruskreuz im November




Jürgen Schwalm

Ansveruskreuz im November

Die Blätter fallen im Nebeldunst.
Der Laubdom verliert sein Dach.
Vor dem Tor der Bäume
steigt die Kälte des Ackers auf,
friert das Scheibenkreuz.
Flechtenfraß will seine Botschaft ersticken.
Des Heilands Gesicht ist abgeweint.
Aber zwischen den Wunden der Zeit
ertastet mein Finger
die betenden Hände.
Der Stein spricht
mit Spuren und Zeichen
selbst in der dunkelsten Stunde.
Aus Nimmermehr
wird einmal doch wieder
ein Immermehr.

 

(in: Jürgen Schwalm „Aus Nimmermehr ein Immermehr“, 1977)

Das Ansveruskreuz aus gotländischem Kalkstein wurde Mitte d. 15. Jh. an der Stelle in Einhaus bei Ratzeburg errichtet, wo der Missionar Ansverus (geb. 1038 in Haithabu) am 15.7.1066 gesteinigt und getötet wurde.

 

 

 

 


 

Freitag, 13. November 2020

Samstag, 7. November 2020

Am Ende dunkler Zeiten

Jürgen Schwalm: Dramatische Landschaft, Pastellfarben, 2006
 

Jürgen Schwalm

Gedichte vom Ende und Anfang

(geschrieben 1988)

 
Am Ende dunkler Zeiten


Einmal doch am Ende dunkler Zeiten
wird die Erde wieder singen.
Die Wälder werden an die Berge branden,
als grüne Flut in Sturm und Sonne tanzen.

Der Himmel hört das Lied
und wiegt es wie im Anbeginn
als Kindervers, befreit von Not und Schuld.
Er, der jetzt festlich groß erblaut,
nennt keine Zahl mehr, kein Verbot,
er hat das Sühnemaß vergessen;
und wenn nach allen schweren Tagen
die Stunde unsrer Neugeburt gekommen ist,
wird er die Arme wieder um uns schließen.

 

Samstag, 31. Oktober 2020

Der letzte Raum

Rosenblüten – Foto: Jürgen Schwalm, 2012

 

Jürgen Schwalm

Gedichte vom Ende und Anfang
(geschrieben 1988)

Der letzte Raum

Wenn dir nur ein Tisch bleibt,
ein Stuhl,
und schließlich allein das Bett -
Wenn die Totenuhr pocht –

Wenn dann die Stunde naht,
in der das große Geheimnis
für dich enthüllt wird –

Wenn im letzten Raum
schließlich nur noch Blüten,
die ein tiefer Traum
über dein Bett streut,
die Atemzüge zählen -

Jedes Blatt
zeigt dir noch einmal Augenblicke,
die du erlebt hast;
sie sind nicht mehr Sommer,
aber leuchtende Erinnerungen -

Hab’ keine Angst:
Von nun an
welkt nichts mehr ab 



Samstag, 24. Oktober 2020

Das abgelebte Gestern

Jürgen Schwalm: “Der Herbst”, Collage, 2001
 

Jürgen Schwalm

Gedichte vom Ende und Anfang
(geschrieben 1988)

Das abgelebte Gestern

Das abgelebte Gestern.
Meine Einsamkeit.
Der Rost des Abends.
Hinter kahlem Geäst die Kälte.

Wenn ich wüsste,
ob ich dich morgen
noch rufen kann,
das wäre Beschränkung.


Das Heute wundert sich,
wie es möglich ist:
Deine Hand findet meine Hand.
Ich spüre deine Wärme.

 

 

 

 

Freitag, 16. Oktober 2020

Anzeige in den Lübecker Nachrichten, Ausgabe vom 18./19.10.2020

Vom Regen niedergedrückte Herbstzeitlosen, Foto: Jürgen Schwalm, 2020 


 


 

Freitag, 9. Oktober 2020

Der Stoff, aus dem die Träume sind (3)

Jürgen Schwalm: “Der Stoff, aus dem die Träume sind”, Hinterglasmalerei über Baumwollstoff, 2005
 

Jürgen Schwalm

Der Stoff, aus dem die Träume sind (3)

Was geschieht in unseren Träumen? Oft werden wir in unseren Nächten ans Kreuz geschlagen und reißen uns an den Nägeln wund.
Am Rand unserer Träume sind wir aber manchmal auch in der Lage, erstaunliche oder komische Definitionen zu finden und in den Wachzustand zu retten.
Traum im Jahr 2004 (kurz vor dem Erwachen): In einer Bretterbude ringt ein Schauspieler pathetisch die Hände und sagt in sächsischem Idiom: „Dialekt schafft Intellekt.“ Ich erwachte unter meinem eigenen lauten Gelächter. 

 

 

 

 

 

Samstag, 3. Oktober 2020

Der Stoff, aus dem die Träume sind (2)

Jürgen Schwalm: “Der Arm im Fenster”, Zeichnung, 2020

 

Jürgen Schwalm

Der Stoff, aus dem die Träume sind (2)

Der Arm und die Hand


In der Nacht zum 25. November 2015 hatte ich folgenden Traum:
Ich saß an einem (meinem?) Schreibtisch und blickte auf ein (mein?) Fenster, das mit einem schweren, undurchsichtigen Vorhang von unbestimmbarer Farbe verdeckt war, der in starren Falten herabhing. Plötzlich tauchte durch die Fensterscheibe rechts von „draußen“ eine weibliche (?) Hand auf und schob sich langsam mit dem dazugehörenden Arm von rechts nach links in mein Blickfeld. Dann griffen die Finger der Hand in den Vorhang wie in weichen Teig und drückten ihn ein wenig auseinander. Der Spalt war schwarz und es schien Nacht zu sein. Die Finger ließen den Stoff los, der sich sofort wie ein Schließmuskel zusammenzog. Die Hand und der Arm verschwanden nach rechts und wieder nach draußen. Ich dachte, während ich erwachte, da will jemand prüfen, ob er (oder sie?) einbrechen kann, doch jetzt wird er (oder sie?) es nicht wagen, denn ich sitze ja am Schreibtisch. Aber nach dem Erwachen fragte ich mich: Wie konnte die Hand und der Arm durch die Fensterscheibe ins Zimmer dringen, ohne das Glas zu zerbrechen?
Plötzlich fiel mir ein, an wen mich das Traumbild erinnert hatte: an den belgischen Surrealisten René Magritte, mit dem ich mich kürzlich beschäftigt hatte. Als ich jedoch noch einmal die Bildbände von Magritte durchsah, konnte ich keine Abbildung entdecken, die meinem Traum entsprach. Bin ich also ein surrealer Traummaler?



 

 

Freitag, 25. September 2020

Der Stoff, aus dem die Träume sind (1)

Jürgen Schwalm: “Träumen von Bäumen”, Fotostudie, 2020

 

Jürgen Schwalm

Der Stoff, aus dem die Träume sind (1)

Im September 1997 protokollierte ich sofort nach dem Erwachen folgenden Traum:Zwei dicht nebeneinanderstehende Bäume (sie heißen im Schlaf „A-horn“ – mit der Betonung auf „horn“) die sich in den Armen liegen, tauschen mit den Fingerspitzen ihrer Zweige unter einem Laubschirm (Laubschild) Nachrichten aus. Die Nachrichten sehen wie Nüsse aus. Die Blätter der Bäume schließen sich um die Nüsse, und wenn sie sich nach einer Weile wieder öffnen, sind die Nüsse verschwunden, weil sie verdaut wurden. Ich bin sehr zufrieden, weil ich weiß, dass die Nüsse die Erbmasse sind und dass die Bäume den „Austausch“ im Gegensatz zu den Menschen erstmals nach vierzig Jahren unter dem Schirm (Schild) betreiben, wenn sie genügend Erdbeeren, Erbsen und Eckern gesammelt haben, damit ihnen bessere Kinder gelingen. „Der Spinat fürs Leben schmeckt den Kindern dann auch besser“, sagt jemand. 

Ich erwachte mit dem Gefühl, tiefschürfende Erkenntnisse gewonnen zu haben. 

 

 

 

 

Samstag, 19. September 2020

Jürgen Schwalm: Das Symbol der ärztlichen Kunst: Der Äskulapstab. – Hinterglastechnik, 2019   


Jürgen Schwalm

Pathographien 

Die Pathographien, die Ärzte über Künstlerpersönlichkeiten verfertigen, zeigen nicht selten selbst pathologische Auswüchse. Die Verbindung von Kunst und Krankheit ist ein heikles Thema. Wie schnell ist man da beim Begriff der krankhaften und am Ende wieder der entarteten Kunst unseligen Angedenkens.

Manchmal sind pathographische Fehldeutungen aber nur lächerlich. Es ist bekannt, dass der Maler Dominikos Theotokópoulos, genannt El Greco (1547- 1614), die Personen seiner Bilder häufig mit überlangen Körpern und Gesichtern darstellte. Nachdem der Künstler bereits dreihundertfünfzig Jahre tot war, attestierten ihm Ärzte, er hätte an einer organischen Sehstörung, nämlich an einem Astigmatismus, zu deutsch: an einer Stabsichtigkeit gelitten, bei der infolge einer Hornhautverkrümmung Punkte als Striche wahrgenommen und Linien verzerrt gesehen werden. Hätte man damals El Greco schon eine entsprechende Korrekturbrille verpassen können, dann wären die Proportionen auf seinen Bildern „korrekter“ ausgefallen.

O sancta simplicitas! Ein Individual-Stil muss nicht die Folge eines Sehfehlers des Künstlers sein, und Ärzte sollten erst einmal selbst die richtige Brille aufsetzen, bevor sie Pathographien schreiben. 

(aus: Der Lebens-Baum)

 

 

 

 

 

 

Freitag, 11. September 2020

Jürgen Schwalm über Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern

Jürgen Schwalm: “Was hinter Worten steckt”, Fotostudie, 2020


Jürgen Schwalm 
über Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern

Der Irrgarten des Lebens steckt voller Überraschungen, die Morgenstern und Ringelnatz zu ihren lyrischen Eskapaden verführten. Der Unsinn, der überall hinter dem Gerümpel der Realität hockt und hervorgrinst, wird akribisch aufgedeckt und mit Purzelbäumen erfindungsreicher Sprachakrobatik bloßgestellt. Nach den Manipulationen von Ringelnatz und Morgenstern steht hinterher nichts mehr an ursprünglicher Stelle, alles ist verschoben und neu verschraubt worden. Beide Autoren agieren so plausibel und suggestiv, dass der Leser Gefahr läuft und es am Ende sogar zulässt, dass seine Sichtweise „ver-rückt“ wird. Vorsicht, meine Damen und Herren, Sie könnten zur Auffassung gelangen, dass die Verse, die Morgenstern und Ringelnatz zurechtknitteln, offenbaren sollen, dass es der Unsinn ist, der sich als der eigentliche Sinn der Realität erweist.




Samstag, 5. September 2020

Das Teufelsmoor

Günther Kressl: Moor-Landschaft. Gez. Günther Kressl 29/1/88 –
Jürgen (Schwalm) einen herzlichen Geburtstagsgruß
mit einer Moor-Landschaft auf seinem Briefumschlag Dein Günther



Jürgen Schwalm

Das Teufelsmoor

Ob den Birken
das weiße Rindenkleid
zur Hochzeit oder
zur Trauer bestimmt ist?

Das Moor sieht schwarz
für alle Fragen
und nennt abgrundtief
keine Auswege

(aus „Vernissage – Bilder einer Ausstellung)
 
 
 

Freitag, 28. August 2020

Heliotropismus

Jürgen Schwalm: “Sprossung”, Hinterglasmalerei, 2011




Jürgen Schwalm

Heliotropismus


Sobald eine Saat keimt, streben die Sprosse dem Licht der Sonne entgegen. Von jeher interpretieren die Biologen den Heliotropismus (Phototropismus) als natürlichen, durch chemische und physikalische Abläufe wissenschaftlich begründbaren Prozess, und die Theologen sagen, dass alle lebenden Geschöpfe von der Sehnsucht getrieben werden, immer wieder zu dem Kraftquell zurückzukehren, in dem sie einst entstanden, nämlich zu ihrer Herzensheimat, die der Himmel ist. Die Deutungen widersprechen sich aber letztlich nicht; und der Prozess bleibt das Wunder, das er von Anfang an war.


Aus: Der Lebensbaum – Betrachtungen





Freitag, 21. August 2020

Neuigkeiten vom Neandertaler

Jürgen Schwalm: “Die Urzelle”, Hinterglasmalerei, 2014

Neuigkeiten vom Neandertaler

Die COVID-19-Pandemie, unter deren Diktatur wir alle ächzen, bringt den Neandertaler wieder einmal ins Gespräch. Dabei überrascht die Genforschung mit spektakulären Einsichten.
Zwar stammt der Homo sapiens nicht vom Homo neanderthalensis ab, doch haben sich Menschen zu prähistorischer Zeit – vor etwa fünfzigtausend  Jahren - mit Neandertalern vermischt, bevor diese ausstarben.
Dabei konnten Genabschnitte des Neandertalers in das menschliche Genom geraten. Diese Genvarianten haben sich in der Folgezeit weltweit unterschiedlich verbreitet, kommen jedoch am häufigsten in Südasien vor, und gerade diese Regionen sind es, in denen die Quote der Anfälligkeit und der schweren   Krankheitsverläufe bei COVID-19 am höchsten liegt. Das wird auf das „Neandertaler-Gen“ zurückgeführt (s. Deutsches Ärzteblatt 117, Heft 33-34, 2020). 

Jürgen Schwalm



 

Sonntag, 16. August 2020

Brunnen


Brunnen-Figuren im Park von Funchal /Madeira, Foto: Jürgen Schwalm, 2007



Jürgen Schwalm

Brunnen

Mythisch ist der Beginn. Es gibt Traumbrunnen und Orakelquellen, Brunnen des Erinnerns und Quellen des Vergessens. Durch manche Brunnen steigt man in ein Märchenland. Trocknet der Brunnen aus, naht der Tod.
Andererseits sind Brunnen heiteres Spiel, das sich zur Apotheose des Wassers aufschwingt mit dem Ballett der Wassertropfen, die bemooste Steinfiguren umtanzen bei rauschender Musik und rasch gewechselten Flüsterworten.
Der prosaische Brunnen der Wüste berechnet den Wert des kostbaren Wassers, der lyrische Brunnen im Park besingt seinen freudebringenden Überfluss.

(aus: Der Lebens-Baum, Betrachtungen)




Samstag, 8. August 2020

Kopfsprung


“Blau und Grün, gespiegelt”. - Die Wakenitz bei der Marli-Badeanstalt in Lübeck.-
Foto: Jürgen Schwalm, 2013



Samstag, 1. August 2020

Aus der Käfer-Perspektive


“Goliath, der Prachtkäfer, und seine Ambassadeure”. Foto: Jürgen Schwalm, 2020
(Farbtafel aus Brockhaus, 1894)


Jürgen Schwalm

Aus der Käfer-Perspektive


Heute lauf ich meinem Fest entgegen:
Meine Häutung bringt die Wandlung,
der Farbenwechsel drängt zu neuem Glück.

Nun taste ich die Winkel deiner Heiligtümer aus,
dein Panzerkleid mit meiner Fühlerzärtlichkeit,
die Augen in den Spitzen meiner Finger.

In dir ist warm mein Käferleib geborgen, 
und jeden Tag entsteht ein neuer Punkt als Freudenzeichen
auf jeder meiner Flügeldecken.

(aus: „Archaische Träume“ 1980)



Sonntag, 26. Juli 2020

In den Regenfeldern

Die Rindenhaut der großen Eiche im Klostergelände von Preetz. – Foto: Jürgen Schwalm, 2020


Samstag, 18. Juli 2020

Franz Schubert

Jürgen Schwalm: “Ein Sommerlied”, Collage.
Coverbild für den Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte 1998