Freitag, 30. Mai 2025

Die Sprache des Schweigens

Jürgen Schwalm: Farbspiel 4, Hinterglasmalerei, 2010

 

Die Sprache des Schweigens

Das berühmte beredte Schweigen:

Aber wie laut kann die Sprache des Schweigens sein!


Aus: Jürgen Schwalm, Wort und Bild und Kunst und Leben, Einfälle 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 23. Mai 2025

Animato

Votivgabe: Hand. -  München, 19. Jahrhundert, Silberblech, Sammlung und Foto: Jürgen Schwalm

 



Jürgen Schwalm

Animato
Anton Bruckners 7. Sinfonie

In mir: Das Lamento meiner Schwäche
Schmerzsignale
Aber die Silberfanfare
zerschneidet den Stoff der Nacht
Erlösung des Violetts
durch die Stimme der Flöte
Verwundet von den Schlägen meiner Dissonanzen
leg ich mich in die Wiege der Celli
rührt mich das Vertrauen der Violinen
Deklamationen pressen das Blut der Herzastern
Im neuen Morgen atmen schon die Akkorde
Die Pulse wissen vom letzten großen Tutti
doch ihre Schwingen tragen schließlich nur noch bewegte Ruhe
Takte blättern auf:
Eine Königskerze Glaubensblume







Freitag, 16. Mai 2025

Streichen und Ausstreichen

Jürgen Schwalm: "Streichen und Ausstreichen", Hinterglasmalerei, 2011

 

Jürgen Schwalm

Streichen und Ausstreichen

Jeder Autor muss kräftig streichen. 

Er sollte sich nur nicht im Übereifer selber ausstreichen. 




Freitag, 9. Mai 2025

Terminverschiebung

Jürgen Schwalm: "Verschiedene Ansichten", Diptychon, Hinterglasmalerei, 2004



1981 erschien im Breit-Verlag Marquartstein
Jürgen Schwalm: Terminverschiebung

Aus dem Vorwort:
Terminverschiebung – eine Geschichte? Kaum,- denn in ihr ist nichts
Geschichte, sondern alles noch unbewältigte Gegenwart. Die Akten, die darin aufgeblättert werden, bleiben auch zukünftig unerledigt. Sie sind noch nicht einmal anständig geschichtet, wie es ihnen in einer Geschichte eigentlich widerfahren sollte. Eher also eine Bestandsaufnahme, ein Bericht zur Lage, sehr persönlich, aber gerade deswegen könnte er auch andere Personen betreffen. Die Lage: Regen mit Zwischenaufheiterungen…

Textzitat:
Mittsommernachtstraum. Irrlichter über dem See und im Garten ein
Scheiterhaufen. Gitta dichtete:
Heute ist hier großes Feuer,
das hat der Klaus uns angemacht,
der hopst auch gleich als Ungeheuer
in weißen Laken durch die Nacht.-
Ungeheuer lustig sind wir doch, nicht wahr?

Freu Euler trug wegen der kühlen Luft sieben Schichten und konnte
keine davon entbehren. Wie ein Fass hockte sie da; wir hätten sie
anstechen können. Mein Gott, bei dieser Figur, und dann ein Striptease, Schleiertanz der Salome, die sieben Schichten runter: Das wäre zur großartigen Erinnerung geworden.

Um Mitternacht ließ Gitta ihre hochgesteckten Haare herunter; Rapunzel, Rapunzel und so weiter, Herr Euler wollte daran hochklettern, aber Gitta wischte seinen feuchten Mund von ihrer Schulter.

Ich gab meine Sondervorstellung: den Tanz mit zwei Flaschen auf dem
Gartentisch, nach der Schusspirouette fiel ich Frau Euler in den Schoß.
Gitta sagte: Immer das Gleiche mit den Männern. Am Ende der
Vorstellung wollen sie uns doch nur abschlabbern.

Schließlich wurde es trotz der Flammen doch zu kalt, und ich kroch mit Gitta wieder unter eine Decke.

Letztlich tun wir beide das doch immer, lieber Klaus; das heißt: Ich
strecke mich stets nach deiner Decke.

Auch weit nach Mitternacht lautete die Parole: Versöhnung nie.
Kompromisse: vielleicht. Ich hatte es beinahe vergessen, als eine Hand
mich berührte. Sehr zärtlich. Aber es war eben doch nur Gitta…