Mittwoch, 16. September 2015
Montag, 15. Juni 2015
Jürgen Schwalm: Rückblenden
Jürgen Schwalm
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Erinnerungen 1. Teil
Frühe Jahre
2. Auflage
2015
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Jürgen Schwalm 1938, Ölbild von Theodor Schwalm |
Die Priester in schimmernden Gewändern unter dem Baldachin segneten das Land. Gebetsgemurmel und Vogelgesang. Weihrauch-schwaden stiegen empor.
Und immer wieder wurde an den Wegebiegungen angehalten, an den vielen kleinen Kreuzwegstationen, Andachtsstätten und an einem Brückenhäuschen mit dem heiligen Nepomuk. Hier stand ein Kruzifix, auf dem der Leib Christi mit schwärzlichem Ölfarbenblut naturalistisch beträufelt war, dort verbargen sich in überdachten Nischen und Kapellen Heilige, die verzückt himmelwärts blickten, das Kreuz ans Herz pressend, und gipserne blau gestrichene Madonnen lächelten, als hätten sie süßes Naschwerk zu verteilen.
Das war eine bunte Bilderflut, von der eine verlockende Anziehungskraft ausging und der Wunsch, in ihre geheimnisvollen Abgründe abzutauchen…
Jürgen Schwalm
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Erinnerungen 2. Teil
Aufschlüsse und Verwerfungen
2. Auflage
2015
Aufschlüsse und Verwerfungen
2. Auflage
2015
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Jürgen Schwalm 1982 |
Gleich in der ersten Vorlesung fragte er: „Wer von Ihnen kann nähen?“
Einige Studentinnen meldeten sich zögerlich, weil sie nicht wussten, worauf die Frage hinauslief. Von den Studenten war ich der einzige, der den Finger hob. Dass jetzt schon einige meiner Kommilitonen kicherten, war die Folge der damaligen Rollenverteilung: Männer durften kein Interesse an „weiblichen“ Handarbeiten haben oder äußern.
Keller fragte weiter: „Wer kann stricken?“ Ich meldete mich abermals.
Und nochmals fragte Keller: „Wer kann häkeln?“ Wieder hob ich als einziger Mann die Hand. Das Gekicher im Auditorium war inzwischen zu lautem Gelächter angeschwollen…
Da sagte Keller: „Dann sind Sie ja wohl der einzige Mann, den ich im Präparierkurs gebrauchen kann.“
Da machten meine Kommilitonen schiefe Gesichter, und ich pries meine Schwestern, die mich schon in frühster Jugend in die Propädeutik der Handarbeiten eingewiesen hatten…
Mittwoch, 27. Mai 2015
"Wär ich König auf deinem Zaun"
Sonntag, 17. Mai 2015
"Ich bin ein altes Krokodil" - Vortrag Fr., 22. Mai 2015
Sonntag, 3. Mai 2015
Nachspann für Marlene Dietrich
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Jürgen Schwalm: “Das
Vermächtnis einer Diva”,
Collage (Papier, Stoff, Schallplatte, Stecknadeln,
Perlmuttknopf), 2003
|
Jürgen Schwalm
Nachspann für Marlene Dietrich
Flucht in die Kino-Höhle der Zarin aus Schneekälte und Flockenfall vom Pferdeschlitten direkt über die Klinge gesprungen in den scharlachroten Sesselplüsch - zum Star aus dem Sternberg Paramount dort droben - in den Palast der Wunder zum Andachtsbild mit diesem Namen aus Heimatlied und Peitschenknall -
Porzellan aus Berlin schlägt keine Zeit kaputt aus Hass oder Liebe –
Haut ohne Craquelé faltenlos immerdar und das Licht steht stets hoch im Norden über den dunklen Buchten der Wangen wachsblumenrot -
Da welken die Locken nie - nie wird der Puder zu Staub unter den Lampen -
Aber manchmal löscht sie das Licht auch aus wenn der Vorhang ihrer Lider fällt halbseiden mit langen Fransen und der Sahnelöffel der Zungenspitze von der Erdbeerspeise der Lippen nascht –
Nach zwanzig Uhr Kino-Zeit wachsen ihre Absichten mit den Absätzen -
Je tiefer sich die Nacken beugen unter ihrem aufgesetzten Schuh desto lauter stöhnen die Verehrer auf und prügeln sich im Backroom hinter der Bar -
Doch welch großer Bluff denn nie fließt Blut dabei und der Zylinder bleibt immer auf ihrem Kopf -
Ja Köpfchen muss man behalten und das Gefühl am rechten Fleck und hinter den Kulisssen den Koffer für den Einsatz an vorderster Front und pünktlich die Klamotten zum Zapfenstreich wenn die GI’s sie auf ihre Schultern heben –
Nicht kleinzukriegen diese Korsage gummielastisch - aderlos auf ewig unverkrampft diese Beine -
Diese Stimme mit dem Geigenbogen über Sägezähne wund gestrichen -
(aus:
„Das Visier der Jugend“, in: Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte,
Jg. 2015)
Montag, 20. April 2015
"Litterärisches Gespräch" 30.04.2015 in Lübeck
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Jürgen
Schwalm: Très chic, Hinterglasmalerei über Stoff (Papillon, Filz), 2008
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Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit
Königstraße 5, 23552 Lübeck
Donnerstag, 30. April 2015, 19.30 Uhr
Litterärisches Gespräch
Jutta Kähler, Jürgen Schwalm
Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser =
Kurt Tucholsky
Einblicke
in Leben und Werk des Journalisten, Satirikers, Essayisten, Literatur- und
Theaterkritikers, Erzählers und Lyrikers
Jede Zeit
hat den Kritiker, den sie verdient… Kurt Tucholsky besitzt Leidenschaft, Kühle,
Pathos, Ironie, Hass und Witz. Und das beste ist, dass seine Leidenschaft sich
am unmittelbarsten im Witz, sein Pathos sich am elementarsten in der Ironie
überträgt. Tucholskys Formulierungstalent ist außerordentlich. Aber die Pointe
selbst, ihre Zuspitzung, ihre refrainhafte, leitmotivische Wiederholung ist
nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist der ethische Wille, der dahinter
steht… Herbert Ihering, 1920
- Der
Eintritt ist frei -
Samstag, 4. April 2015
"Auf frühlingsgrünen Feldern"
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Jürgen
Schwalm: “Auf frühlingsgrünen Feldern”, Hinterglasmalerei über bemaltem
Frotteestoff, 2011
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Der Hase stellt die Ohren
auf
um zu erlauschen
wie der Frühling sein Ei
legt
Zwischen gestern und Ostern
brüten die Farben aus
und zwitschern neue Bilder
aus: Jürgen Schwalm
Vernissage - Bilder einer
Ausstellung
Th. Breit - Verlag Marquartstein 1990
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