Mittwoch, 16. September 2015

299. Literarischer Frühschoppen am 27.09.2015

Emanuel Geibel reitet auf dem Pegasus; zeitgenössische Karikatur von Franz von Pocci



Sonntag, 27.September 2015, 11:00 Uhr

299. Literarischer Frühschoppen des Lübecker Autorenkreises
„Im Alten Zolln“ Mühlenstraße 93/97, Lübeck

 

Vortrag von Dr. Jürgen Schwalm:

„König Dichter“

Emanuel Geibel – Leben und Werk 

 

„Geibels Verse waren liedhaft, wurden oft zum Kunstlied und manchmal sogar zum Volkslied. Das bedeutet die Krönung. Volkslieder singt man, ohne den Verfasser kennen zu müssen. Das ist der namenlose Ruhm. Der Dichter spricht und singt durch andere, solange noch in einem Lied Trost gefunden werden kann in unserer verstörten und schon weitgehend zerstörten Welt.“


Der Eintritt ist frei
  




Montag, 15. Juni 2015

Jürgen Schwalm: Rückblenden


Jürgen Schwalm

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Erinnerungen 1. Teil

Frühe Jahre
2. Auflage
2015



Jürgen Schwalm 1938, Ölbild von Theodor Schwalm


…Fromm war man im Waldviertel, streng, streng katholisch, und wichtig waren die Prozessionen, dafür lief man weit durch die Felder.
Die Priester in schimmernden Gewändern unter dem Baldachin segneten das Land. Gebetsgemurmel und Vogelgesang. Weihrauch-schwaden stiegen empor.
Und immer wieder wurde an den Wegebiegungen angehalten, an den vielen kleinen Kreuzwegstationen, Andachtsstätten und an einem Brückenhäuschen mit dem heiligen Nepomuk. Hier stand ein Kruzifix, auf dem der Leib Christi mit schwärzlichem Ölfarbenblut naturalistisch beträufelt war, dort verbargen sich in überdachten Nischen und Kapellen Heilige, die verzückt himmelwärts blickten, das Kreuz ans Herz pressend, und gipserne blau gestrichene Madonnen lächelten, als hätten sie süßes Naschwerk zu verteilen.
Das war eine bunte Bilderflut, von der eine verlockende Anziehungskraft ausging und der Wunsch, in ihre geheimnisvollen Abgründe abzutauchen…




Jürgen Schwalm

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Erinnerungen 2. Teil

Aufschlüsse und Verwerfungen
2. Auflage
2015


Jürgen Schwalm 1982
(Studium in Freiburg)…Vorzüglich waren auch die Vorlesungen in der Anatomie bei Professor Ludwig Keller, der übrigens in jedem Semester ein auch von Gasthörern frequentiertes Kolleg „Anatomie für Künstler“ hielt, das er durch Projektion sorgfältig ausgewählter Bildbeispiele sehr lebendig gestaltete.
Gleich in der ersten Vorlesung fragte er: „Wer von Ihnen kann nähen?“
Einige Studentinnen meldeten sich zögerlich, weil sie nicht wussten, worauf die Frage hinauslief. Von den Studenten war ich der einzige, der den Finger hob. Dass jetzt schon einige meiner Kommilitonen kicherten, war die Folge der damaligen Rollenverteilung: Männer durften kein Interesse an „weiblichen“ Handarbeiten haben oder äußern.
Keller fragte weiter: „Wer kann stricken?“ Ich meldete mich abermals.
Und nochmals fragte Keller: „Wer kann häkeln?“ Wieder hob ich als einziger Mann die Hand. Das Gekicher im Auditorium war inzwischen zu lautem Gelächter angeschwollen…
Da sagte Keller: „Dann sind Sie ja wohl der einzige Mann, den ich im Präparierkurs gebrauchen kann.“
Da machten meine Kommilitonen schiefe Gesichter, und ich pries meine Schwestern, die mich schon in frühster Jugend in die Propädeutik der Handarbeiten eingewiesen hatten…














Mittwoch, 27. Mai 2015

"Wär ich König auf deinem Zaun"


Jürgen Schwalm: “Wär ich König auf deinem Zaun”, Hinterglasmalerei, 2006/2007



Jürgen Schwalm



Dein Schrebergarten

blitzblank und klitzeklein
und so viel Beeren auf dem grünen Rücken

Zinnien mit steifem Kreuz

Parade bis zur Pforte
mit Schotenknall und Asternsalut
Wicken- und Windenwinken

Wär ich König auf deinem Zaun!





Aus: Jürgen Schwalm: „Schwingen“, Verlag Th. Breit,1984




 
 

Sonntag, 17. Mai 2015

"Ich bin ein altes Krokodil" - Vortrag Fr., 22. Mai 2015

Jürgen Schwalm: Ein Lied aus alten Tagen ( Hinterglastechnik, Ausschnitt, 2007)

 

Reformierte Kirche (Lübeck, Königstraße 18)
Freitag, 22. Mai 2015, 19.00 Uhr

Sonderveranstaltung zum 200. Geburtstag des Lübecker Dichters und Ehrenbürgers Emanuel Geibel

Vortrag Dr. Jürgen Schwalm: „Ich bin ein altes Krokodil“ 
Geibels Biographie nach Selbstzeugnissen
und zeitgenössischen Berichten

Ur-Aufführung des Schul-Songs der „Emanuel-Geibel-Schule“

Fackenburger Liedertafel (Ltg.: Michael P. Schulz)
Lübecker Männerchor (Ltg.: Henning Zarnkow)
Musiktheater PicoBello (Ltg.: Michael Knoll)

Eintritt: 10,- €

 


Sonntag, 3. Mai 2015

Nachspann für Marlene Dietrich




Jürgen Schwalm: “Das Vermächtnis einer Diva”, 
Collage (Papier, Stoff, Schallplatte, Stecknadeln, Perlmuttknopf), 2003


Jürgen Schwalm

Nachspann für Marlene Dietrich


Flucht in die Kino-Höhle der Zarin aus Schneekälte und Flockenfall vom Pferdeschlitten direkt über die Klinge gesprungen in den scharlachroten Sesselplüsch - zum Star aus dem Sternberg Paramount dort droben - in den Palast der Wunder zum Andachtsbild mit diesem Namen aus Heimatlied und Peitschenknall -
Porzellan aus Berlin schlägt keine Zeit kaputt aus Hass oder Liebe –
Haut ohne Craquelé faltenlos immerdar und das Licht steht stets hoch im Norden über den dunklen Buchten der Wangen wachsblumenrot -
Da welken die Locken nie - nie wird der Puder zu Staub unter den Lampen -
Aber manchmal löscht sie das Licht auch aus wenn der Vorhang ihrer Lider fällt halbseiden mit langen Fransen und der Sahnelöffel der Zungenspitze von der Erdbeerspeise der Lippen nascht –
Nach zwanzig Uhr Kino-Zeit wachsen ihre Absichten mit den Absätzen -
Je tiefer sich die Nacken beugen unter ihrem aufgesetzten Schuh desto lauter stöhnen die Verehrer auf und prügeln sich im Backroom hinter der Bar -
Doch welch großer Bluff denn nie fließt Blut dabei und der Zylinder bleibt immer auf ihrem Kopf -
Ja Köpfchen muss man behalten und das Gefühl am rechten Fleck und hinter den Kulisssen den Koffer für den Einsatz an vorderster Front und pünktlich die Klamotten zum Zapfenstreich wenn die GI’s sie auf ihre Schultern heben –
Nicht kleinzukriegen diese Korsage gummielastisch - aderlos auf ewig unverkrampft diese Beine -
Diese Stimme mit dem Geigenbogen über Sägezähne wund gestrichen -


(aus: „Das Visier der Jugend“, in: Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte, Jg. 2015)




Montag, 20. April 2015

"Litterärisches Gespräch" 30.04.2015 in Lübeck


Jürgen Schwalm: Très chic, Hinterglasmalerei über Stoff (Papillon, Filz), 2008



Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

Königstraße 5, 23552 Lübeck

Donnerstag, 30. April 2015, 19.30 Uhr

Litterärisches Gespräch

Jutta Kähler, Jürgen Schwalm 

 

Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser =

Kurt Tucholsky


Einblicke in Leben und Werk des Journalisten, Satirikers, Essayisten, Literatur- und Theaterkritikers, Erzählers und Lyrikers



Jede Zeit hat den Kritiker, den sie verdient… Kurt Tucholsky besitzt Leidenschaft, Kühle, Pathos, Ironie, Hass und Witz. Und das beste ist, dass seine Leidenschaft sich am unmittelbarsten im Witz, sein Pathos sich am elementarsten in der Ironie überträgt. Tucholskys Formulierungstalent ist außerordentlich. Aber die Pointe selbst, ihre Zuspitzung, ihre refrainhafte, leitmotivische Wiederholung ist nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist der ethische Wille, der dahinter steht… Herbert Ihering, 1920



- Der Eintritt ist frei -




Samstag, 4. April 2015

"Auf frühlingsgrünen Feldern"


Jürgen Schwalm: “Auf frühlingsgrünen Feldern”, Hinterglasmalerei über bemaltem Frotteestoff, 2011



Der Hase stellt die Ohren auf
 um zu erlauschen
wie der Frühling sein Ei legt

Zwischen gestern und Ostern
brüten die Farben aus
und zwitschern neue Bilder



aus: Jürgen Schwalm
Vernissage - Bilder einer Ausstellung
 Th. Breit - Verlag Marquartstein 1990