Spricht
man vom Ei des Kolumbus meint man eine verblüffend einfache Lösung für
ein unlösbar scheinendes Problem. Die Geschichte dazu ist folgende: Christoph
Kolumbus wurde nach seiner Rückkehr aus Amerika während eines Essens bei
Kardinal Mendoza 1493 vorgehalten, es sei ein Leichtes gewesen, die „Neue Welt“
zu entdecken; dies hätte schließlich auch jeder andere schaffen können. Daraufhin
verlangte Kolumbus von den anwesenden Personen, ein „gekochtes Ei auf der
Spitze aufzustellen“. Trotz vieler Versuche gelang es keinem, die Aufgabe zu
erfüllen. Man war schließlich davon überzeugt, dass es sich um eine unlösbare
Aufgabe handelt, und Kolumbus wurde aufgefordert, es selbst zu probieren.
Dieser schlug das Ei mit der Spitze auf den Tisch, so dass diese leicht eingedrückt
wurde und das Ei stehen blieb. Als die Anwesenden protestierten, dass sie das
auch gekonnt hätten, antwortete Kolumbus; „Der Unterschied ist, meine Herren,
dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan.“
Die
Anekdote wird in den Reiseberichten über die Entdeckung Amerikas von Theodor de
Bry (geb. 1528 in Lüttich, gest. 1598 in Frankfurt am Main) wiedergegeben (im
5. Kapitel des 4. Buches); daraus stammt auch der Kupferstich oben (Foto:
Jürgen Schwalm).
Eine
schöne Geschichte vom Ei des Kolumbus erzählte Anton Kippenberg (1874 -1950),
der von 1905 bis zu seinem Tod den Insel-Verlag leitete, in seinem 1936
erschienenen Erinnerungsband „Geschichten aus einer alten Hansestadt =
Bremen“.- Mein Vater Hans Schwalm, der aus Bremen stammte, hat sie mir oft vorgetragen;
ich gebe sie hier mit seinen Worten wieder:
Dor
wär mol ’n Koptein, de heet Klumbumbus, un de kunn Eier ston loten. Eens Dags
sä de König von Sponien to em: „Du, Klumbumbus, go mol hen un entdeck mi mol
Amerika“.- „Dat will ick woll doon“, sä Klumbumbus, „denn must du mi ober dree
Schippe gewen.“ – De gääf em de König, un dor seilte Klumbumbus los. No Stucke
sess Weeken sä’n de Schippslüe to Klumbumbus: „Sünd wi denn ümmer noch nich in
Amerika?“ – „Nee“, sä Klumbumbus, „dat Ei steit noch nicht.“ – No acht Dägen
keemen se wedder: „Wi hefft nu keen Lust mehr; wo lang schall dat noch duern,
dat wi in Amerika sünd?“- „Tööft man noch’ beten, dat Ei steit ümmer noch
nicht“, sä Klumbumbus. Up eenmal reep de Schippsjung van boben uut den Mars:
„Land! Land!“ - Dschä“, sä
Klumbumbus, „nu steit dat Ei ook! “ - Un
als se an Land gungen, dor keemen vele Minschen anlopen, un Klumbumbus frog se:
„Is dat hier Amerika?“ – „Dschawoll“, sä’n se.- „Denn sünd dschi woll Amerikoners?“
- „Dscho, wi sünd Amerikoners. Un denn
büst du woll Klumbumbus?“ – „Dat bün ick“, sä Klumbumbus.- Dor keken sich de
Amerikoners an un sä’n to’nanner: „Dann helpt dat nich, denn sünd wi entdeckt.“
Jürgen Schwalm