Freitag, 19. April 2024

Veranstaltung des Lübecker Autorenkreises am 25. April 2024

Jürgen Schwalm: Dramatische Landschaft, Acrylfarben auf Malkarton, 2012

 

Hinweis auf eine Veranstaltung des Lübecker Autorenkreises (Leitung Klaus Rainer Goll): Am Donnerstag, d. 25. April 2024, ab 16.00 Uhr, liest Jürgen Schwalm im Wiener Caféhaus, Lübeck, Breite Straße 62, ernste und heitere Texte aus seinen in den letzten Jahren erschienenen Publikationen.

Zitat aus der Einleitung:

…1976, in einer Zeit, als die Züge noch die Abfahrts- und Ankunftstermine einhielten, schrieb ich das Gedicht

 

Dreiundzwanziguhrneun

 

Du kamst mit dem Nachtzug –

Die Dunkelheit löschte die Entfernungen –

Die Signale waren auf Heimkehr gestellt –

Die Bahnhofshalle rollte den Schienenteppich aus –

Die Lampen bogen sich zum Empfang –

Meine Erwartung durchbrach die Sperren –

Vorm letzten Zeigersprung

riefen die Lautsprecher

nur noch persönliche Nachrichten aus –

Bei der Einfahrt suchte mich dein Blick –

Als ich ihn fing waren alle deine Reisen am Ziel –

Ankunftszeit Dreiundzwanziguhrneun –

Endstation

 

Damals fand in Bad Mergentheim der Weltkongress der Schriftsteller-Ärzte statt. Da las ich dieses Gedicht, und am Schluss trat Ilse Benn (1913-1995), die Frau von Gottfried Benn (1886-1956), auf die Gruppe zu, bei der ich stand, und sagte: „Endlich einmal einer, der noch ein Bahnhofsgedicht scheibt, meinen Mann hätte es gefreut.“ – Am nächsten Tag fand ein Busausflug mit den Autoren statt, da hörte ich, wie ein Autor in der Reihe hinter mir zu seinem Nachbarn so laut und deutlich, dass ich es hören musste, sagte: „Der Schwalm? Das ist auch bloß ein Protegé der Benn.“ – Als ich das meinem Freunde Armin Jüngling erzählte, sagte er: „Wenn ein Autor wegen eines anderen Autors neidisch wird, lästert er gleich so lange über alle seine Autorenfreunde mit, bis er am Schluss nur noch Autorenfeinde hat.“ -  Dieses Bonmot wollte ich Ihnen nicht vorenthalten…

 

 

 

 

 

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