Freitag, 11. September 2020

Jürgen Schwalm über Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern

Jürgen Schwalm: “Was hinter Worten steckt”, Fotostudie, 2020


Jürgen Schwalm 
über Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern

Der Irrgarten des Lebens steckt voller Überraschungen, die Morgenstern und Ringelnatz zu ihren lyrischen Eskapaden verführten. Der Unsinn, der überall hinter dem Gerümpel der Realität hockt und hervorgrinst, wird akribisch aufgedeckt und mit Purzelbäumen erfindungsreicher Sprachakrobatik bloßgestellt. Nach den Manipulationen von Ringelnatz und Morgenstern steht hinterher nichts mehr an ursprünglicher Stelle, alles ist verschoben und neu verschraubt worden. Beide Autoren agieren so plausibel und suggestiv, dass der Leser Gefahr läuft und es am Ende sogar zulässt, dass seine Sichtweise „ver-rückt“ wird. Vorsicht, meine Damen und Herren, Sie könnten zur Auffassung gelangen, dass die Verse, die Morgenstern und Ringelnatz zurechtknitteln, offenbaren sollen, dass es der Unsinn ist, der sich als der eigentliche Sinn der Realität erweist.




1 Kommentar:

  1. Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern sind zwei meiner Lieblingswortverdreher! Überhaupt liebe ich das Spiel mit Worten und Wörtern, wie beispielsweise das atypische Anhängen von Niedlichkeitsformen an Adjektive und Adverben ("das Krönchen ist schönchen"). So bleiben Inhalt und Aussage leicht in Erinnerung und regen zum Nachdenken gleich auf mehreren Ebenen an.

    Übrigens kann es manchmal auch der Sinn sein, der sich am Ende als Unsinn erweist.

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