Freitag, 10. April 2009

CD

Doppel-CD

DER LEBENS-BAUM

Betrachtungen

Autor und Sprecher: Jürgen Schwalm

Recorded in January 2008, Playing Time CD 1 = 77:50. CD 2 = 70:05

Preis Euro 22,00


Der Lyriker und Essayist Jürgen Schwalm nennt seine Prosa-Arbeit „DER LEBENS-BAUM“ im Untertitel „Betrachtungen“. Diese Bezeichnung klingt eigentlich allzu abgeklärt und lastend für das, was dem Hörer geboten wird und ihn durchaus irritieren soll. Denn Schwalms Wortschöpfungen eignen sich kaum zur moralischen Schulung und ganz und gar nicht für gemütlich-beschauliche Kaffeekränzchen. Der Verfasser formuliert mit Witz und Charme, was er allerdings zuvor skeptisch hinterfragte. Schwalm war von jeher ein inspirierter Sammler. Seine Taschen waren nie groß genug, um die Fundstücke einzupacken, die er auf seiner Lebensreise aufheben wollte. Er vermied keine Konfrontation. Ob es um religiöse, politische, literarische und musikalische Fragen ging, um Ketzereien oder um Tücken der Kunst, alles konnte zur Beute seiner Leidenschaft werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Zu menschlich und allzu menschlichen Themen sackte der Verfasser eifrig Exemplarisches ein, häckselte es auf seine Weise, also schwälmisch, und kompostierte es nach Lust und Laune, also hier heiter-ironisch, dort mit allem Ernst. Auf diesem Humus gedieh sein LEBENS-BAUM, der Ihnen nun im herbstlichen Kehraus seine Früchte anbietet. Es könnte sich für Sie lohnen, bei diesem Angebot zuzugreifen. Sie sollten getrost in das saftige Obst beißen, das nicht dick macht, aber sättigt und spannend-informativen Genuss ohne Reue garantiert.


Textprobe:


Der Betrug mit der Stunde der Wahrheit. Die Regierung stellt die Uhr einfach eine Stunde vor, von elf auf zwölf Uhr. Dann sagt sie zum Volk: „Die Mitternacht der Wahrheit, nun ist sie da, und ihr seht, die Katastrophe ist ausgeblieben“. Und das erstaunte Volk jubelt, dankt der Regierung, beglückwünscht sich, noch einmal davongekommen zu sein und leert die Bierfässer. Allerdings lässt sich die Stunde der Wahrheit nicht ausschalten. Wenn sie dann kommt und beginnt, um zwölf Uhr nach ihrer unbestechlichen Zeit, hat sich die Regierung inzwischen in weiser Vorsorge und Absicherung jeder Verantwortung entzogen und aufgelöst. Das Volk aber schläft zur Stunde der Wahrheit bereits ahnungslos im tiefsten Rausch. Und wer schläft, tut bekanntlich nichts Böses. Deshalb geschieht der alten Regierung nachträglich nichts Böses. Und mit der neuen Regierung beginnt alles von vorn bis zur nächsten Stunde der Wahrheit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen