Montag, 28. Dezember 2015

Klabautermann


Jürgen Schwalm: “Das Bullauge” oder “Die Fisch-Uhr”, surreales Objekt 
(Uhrgehäuse, Stoff, Pappe, Papier, Acrylfarben)



Jürgen Schwalm

Klabautermann

Der Kompass unserer Narrenschiffsreise
schlingert zwischen Ost und West
und Süd und Nord
und Strich für Strich
durch alle Hafenkneipen
wo das Seeemannsgarn
für die Mädchen gespleißt wird
bis sich die Balken biegen

Nach acht Glasen
und hinter dem achten  Glas
hockt hinter Nebel und Rausch
der Flaschengeist tief im Rum

Wer ihn befreit
mit gezinkten Karten
bei schaukelnder Lampe
und schrägen Planken
den rettet er
aus Tang und Tau und Teer
und nimmt ihn mit
beim  Wellenritt
zum großen Kapitän da droben
wo die weißen Wolken segeln
*

Meinen Freunden wünsche ich für 2016 alles Gute
Euer Jürgen Schwalm






Sonntag, 13. Dezember 2015

Weihnachten 2015


Jürgen Schwalm: “Sternenfeuer”, Fotomontage, 2015



Weihnachten 2015


Lasst uns gemeinsam den Weg finden, der uns zum rettenden Ziel führt. Lasst uns das Lichterfest der Hoffnung und der Brüderlichkeit feiern.
Allen Menschen, die sich für den Frieden in der Welt und für die Erhaltung unserer kulturellen Werte einsetzen, wünsche ich von Herzen gute Feiertage.



 

Montag, 30. November 2015

Der Morgenbote


Jürgen Schwalm: “Der japanische Pavillon”, Hinterglastechnik






Der Morgenbote


Dieser starre Zweig
und seine weiße Last
Du kamst zurück
mein liebster Morgenbote
noch ohne Schwingen
streiftest meinen Schnee ab
schütteltest mein Gefieder
Geh nicht wieder fort
Ich schenk dir Flügel
mit meiner Stimme



(aus:   Jürgen Schwalm:   Japanische Lieder –

Ein Jahres- und Lebenskreis)



 


Donnerstag, 19. November 2015

"..... dann sinn' ich auf Lieder" - 29.11.2015 im "Alten Zolln", Lübeck









 


Geibel-Teller (Porzellanmalerei von Dorte Jaich, Arnis 1994). – Den Teller erhielt Jürgen Schwalm 1994 bei den “Literaturtagen Neumünster” als Ehrengabe nach seinem Geibel-Vortrag (“Ich bin ein altes Krokodil”).




„---dann sinn’ ich auf Lieder“

Mitglieder des Lübecker Autorenkreises lesen Gedichte von Emanuel Geibel anlässlich seines 200. Geburtstages.
Mitwirkende: Klaus Rainer Goll, Brigitte Halenta, Regine Mönkemeier und Jürgen Schwalm.
Literarischer Frühschoppen im „Alten Zolln“ (Lübeck, Mühlenstraße 93/95) am Sonntag, d. 29. November 2015, 11.00 Uhr. 





Mittwoch, 21. Oktober 2015

VOM LEBEN UND ÜBERLEBEN - Auferstehungskirche, Lübeck, 5.11.2015




Jürgen Schwalm: “Der Weg in den Herbst”, Collage, 2001




Auferstehungskirche

Lübeck, Marliring 1
23566 Lübeck


DONNERSTAG,  5. NOVEMBER 2015, 17.00 UHR

VOM LEBEN UND ÜBERLEBEN
Worte und Klänge

Eine Abendveranstaltung mit dem Lübecker Autor
Jürgen Schwalm
und dem Instrumentalkreis der Auferstehungsgemeinde
unter der Leitung von Peter Rehberg


Der Eintritt ist frei – Spenden werden dankend angenommen

*

SCHREIBEN
vom Bittersalz der Not
und vom Beständigen

SCHREIBEN
 vom Friedenstraum
der unzerstörbar bleibt

SCHREIBEN
aber auch vom Mondlicht trinken
und mit dem Sonnenstaub tanzen
 und
LEBEN LEBEN





Donnerstag, 1. Oktober 2015

Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte 2016


Theodor Schwalm (1870-1940): Das Fischerboot (um 1890). Aquarellskizze für ein Ölgemälde, das mein Großvater Theodor Schwalm als Auftragsarbeit für die Bremer Dampfschifffahrtsgesellschaft Hansa schuf.



Im Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte auf das Jahr 2016 (38. Jahrgang, Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann, Filderstadt) erschienen von Jürgen Schwalm drei Beiträge zur Lübecker Kulturgeschichte:

                  1. Wo logierte Johann Sebastian Bach bei seinem Aufenthalt in Lübeck?
                  2. Johann Adam Reincken und Johann Sebastian Bach
                  3. Bilder aus dem Leben des Theatergrafen Hahn (1782-1857)

"Das Leben ist halt eine Bühne, man tritt auf und wieder ab, und wenn der letzte Vorhang fällt, müssen alle Darsteller ihre Kostüme in der Garderobe abliefern."









 


Mittwoch, 16. September 2015

299. Literarischer Frühschoppen am 27.09.2015

Emanuel Geibel reitet auf dem Pegasus; zeitgenössische Karikatur von Franz von Pocci



Sonntag, 27.September 2015, 11:00 Uhr

299. Literarischer Frühschoppen des Lübecker Autorenkreises
„Im Alten Zolln“ Mühlenstraße 93/97, Lübeck

 

Vortrag von Dr. Jürgen Schwalm:

„König Dichter“

Emanuel Geibel – Leben und Werk 

 

„Geibels Verse waren liedhaft, wurden oft zum Kunstlied und manchmal sogar zum Volkslied. Das bedeutet die Krönung. Volkslieder singt man, ohne den Verfasser kennen zu müssen. Das ist der namenlose Ruhm. Der Dichter spricht und singt durch andere, solange noch in einem Lied Trost gefunden werden kann in unserer verstörten und schon weitgehend zerstörten Welt.“


Der Eintritt ist frei
  




Montag, 15. Juni 2015

Jürgen Schwalm: Rückblenden


Jürgen Schwalm

Rückblenden
Erinnerungen 1. Teil

Frühe Jahre
2. Auflage
2015



Jürgen Schwalm 1938, Ölbild von Theodor Schwalm


…Fromm war man im Waldviertel, streng, streng katholisch, und wichtig waren die Prozessionen, dafür lief man weit durch die Felder.
Die Priester in schimmernden Gewändern unter dem Baldachin segneten das Land. Gebetsgemurmel und Vogelgesang. Weihrauch-schwaden stiegen empor.
Und immer wieder wurde an den Wegebiegungen angehalten, an den vielen kleinen Kreuzwegstationen, Andachtsstätten und an einem Brückenhäuschen mit dem heiligen Nepomuk. Hier stand ein Kruzifix, auf dem der Leib Christi mit schwärzlichem Ölfarbenblut naturalistisch beträufelt war, dort verbargen sich in überdachten Nischen und Kapellen Heilige, die verzückt himmelwärts blickten, das Kreuz ans Herz pressend, und gipserne blau gestrichene Madonnen lächelten, als hätten sie süßes Naschwerk zu verteilen.
Das war eine bunte Bilderflut, von der eine verlockende Anziehungskraft ausging und der Wunsch, in ihre geheimnisvollen Abgründe abzutauchen…




Jürgen Schwalm

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Erinnerungen 2. Teil

Aufschlüsse und Verwerfungen
2. Auflage
2015


Jürgen Schwalm 1982
(Studium in Freiburg)…Vorzüglich waren auch die Vorlesungen in der Anatomie bei Professor Ludwig Keller, der übrigens in jedem Semester ein auch von Gasthörern frequentiertes Kolleg „Anatomie für Künstler“ hielt, das er durch Projektion sorgfältig ausgewählter Bildbeispiele sehr lebendig gestaltete.
Gleich in der ersten Vorlesung fragte er: „Wer von Ihnen kann nähen?“
Einige Studentinnen meldeten sich zögerlich, weil sie nicht wussten, worauf die Frage hinauslief. Von den Studenten war ich der einzige, der den Finger hob. Dass jetzt schon einige meiner Kommilitonen kicherten, war die Folge der damaligen Rollenverteilung: Männer durften kein Interesse an „weiblichen“ Handarbeiten haben oder äußern.
Keller fragte weiter: „Wer kann stricken?“ Ich meldete mich abermals.
Und nochmals fragte Keller: „Wer kann häkeln?“ Wieder hob ich als einziger Mann die Hand. Das Gekicher im Auditorium war inzwischen zu lautem Gelächter angeschwollen…
Da sagte Keller: „Dann sind Sie ja wohl der einzige Mann, den ich im Präparierkurs gebrauchen kann.“
Da machten meine Kommilitonen schiefe Gesichter, und ich pries meine Schwestern, die mich schon in frühster Jugend in die Propädeutik der Handarbeiten eingewiesen hatten…














Mittwoch, 27. Mai 2015

"Wär ich König auf deinem Zaun"


Jürgen Schwalm: “Wär ich König auf deinem Zaun”, Hinterglasmalerei, 2006/2007



Jürgen Schwalm



Dein Schrebergarten

blitzblank und klitzeklein
und so viel Beeren auf dem grünen Rücken

Zinnien mit steifem Kreuz

Parade bis zur Pforte
mit Schotenknall und Asternsalut
Wicken- und Windenwinken

Wär ich König auf deinem Zaun!





Aus: Jürgen Schwalm: „Schwingen“, Verlag Th. Breit,1984




 
 

Sonntag, 17. Mai 2015

"Ich bin ein altes Krokodil" - Vortrag Fr., 22. Mai 2015

Jürgen Schwalm: Ein Lied aus alten Tagen ( Hinterglastechnik, Ausschnitt, 2007)

 

Reformierte Kirche (Lübeck, Königstraße 18)
Freitag, 22. Mai 2015, 19.00 Uhr

Sonderveranstaltung zum 200. Geburtstag des Lübecker Dichters und Ehrenbürgers Emanuel Geibel

Vortrag Dr. Jürgen Schwalm: „Ich bin ein altes Krokodil“ 
Geibels Biographie nach Selbstzeugnissen
und zeitgenössischen Berichten

Ur-Aufführung des Schul-Songs der „Emanuel-Geibel-Schule“

Fackenburger Liedertafel (Ltg.: Michael P. Schulz)
Lübecker Männerchor (Ltg.: Henning Zarnkow)
Musiktheater PicoBello (Ltg.: Michael Knoll)

Eintritt: 10,- €

 


Sonntag, 3. Mai 2015

Nachspann für Marlene Dietrich




Jürgen Schwalm: “Das Vermächtnis einer Diva”, 
Collage (Papier, Stoff, Schallplatte, Stecknadeln, Perlmuttknopf), 2003


Jürgen Schwalm

Nachspann für Marlene Dietrich


Flucht in die Kino-Höhle der Zarin aus Schneekälte und Flockenfall vom Pferdeschlitten direkt über die Klinge gesprungen in den scharlachroten Sesselplüsch - zum Star aus dem Sternberg Paramount dort droben - in den Palast der Wunder zum Andachtsbild mit diesem Namen aus Heimatlied und Peitschenknall -
Porzellan aus Berlin schlägt keine Zeit kaputt aus Hass oder Liebe –
Haut ohne Craquelé faltenlos immerdar und das Licht steht stets hoch im Norden über den dunklen Buchten der Wangen wachsblumenrot -
Da welken die Locken nie - nie wird der Puder zu Staub unter den Lampen -
Aber manchmal löscht sie das Licht auch aus wenn der Vorhang ihrer Lider fällt halbseiden mit langen Fransen und der Sahnelöffel der Zungenspitze von der Erdbeerspeise der Lippen nascht –
Nach zwanzig Uhr Kino-Zeit wachsen ihre Absichten mit den Absätzen -
Je tiefer sich die Nacken beugen unter ihrem aufgesetzten Schuh desto lauter stöhnen die Verehrer auf und prügeln sich im Backroom hinter der Bar -
Doch welch großer Bluff denn nie fließt Blut dabei und der Zylinder bleibt immer auf ihrem Kopf -
Ja Köpfchen muss man behalten und das Gefühl am rechten Fleck und hinter den Kulisssen den Koffer für den Einsatz an vorderster Front und pünktlich die Klamotten zum Zapfenstreich wenn die GI’s sie auf ihre Schultern heben –
Nicht kleinzukriegen diese Korsage gummielastisch - aderlos auf ewig unverkrampft diese Beine -
Diese Stimme mit dem Geigenbogen über Sägezähne wund gestrichen -


(aus: „Das Visier der Jugend“, in: Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte, Jg. 2015)




Montag, 20. April 2015

"Litterärisches Gespräch" 30.04.2015 in Lübeck


Jürgen Schwalm: Très chic, Hinterglasmalerei über Stoff (Papillon, Filz), 2008



Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

Königstraße 5, 23552 Lübeck

Donnerstag, 30. April 2015, 19.30 Uhr

Litterärisches Gespräch

Jutta Kähler, Jürgen Schwalm 

 

Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser =

Kurt Tucholsky


Einblicke in Leben und Werk des Journalisten, Satirikers, Essayisten, Literatur- und Theaterkritikers, Erzählers und Lyrikers



Jede Zeit hat den Kritiker, den sie verdient… Kurt Tucholsky besitzt Leidenschaft, Kühle, Pathos, Ironie, Hass und Witz. Und das beste ist, dass seine Leidenschaft sich am unmittelbarsten im Witz, sein Pathos sich am elementarsten in der Ironie überträgt. Tucholskys Formulierungstalent ist außerordentlich. Aber die Pointe selbst, ihre Zuspitzung, ihre refrainhafte, leitmotivische Wiederholung ist nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist der ethische Wille, der dahinter steht… Herbert Ihering, 1920



- Der Eintritt ist frei -




Samstag, 4. April 2015

"Auf frühlingsgrünen Feldern"


Jürgen Schwalm: “Auf frühlingsgrünen Feldern”, Hinterglasmalerei über bemaltem Frotteestoff, 2011



Der Hase stellt die Ohren auf
 um zu erlauschen
wie der Frühling sein Ei legt

Zwischen gestern und Ostern
brüten die Farben aus
und zwitschern neue Bilder



aus: Jürgen Schwalm
Vernissage - Bilder einer Ausstellung
 Th. Breit - Verlag Marquartstein 1990





Samstag, 21. März 2015

"Du scheues Reh am Waldessaum" - Vortrag 2. April 2015 Rosenhof Lübeck-Travemünde

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, 1892-1896 erbaut durch die Provinz Westfalen, Architekt: Bruno Schmitz, Kaiserstandbild: Caspar von Zumbusch. Kolorierter Fotodruck mit irisierenden Farbpigmenten in einem Kunstharzrahmen, der Opal imitiert. Monarchistischer Denkmalskitsch, zusätzlich weiter verkitscht durch die Art der Wiedergabe (um 1900).



Rosenhof Lübeck-Travemünde, 

Mecklenburger Landstraße 2-12


Gründonnerstag, 2. April 2015, 15.30 Uhr

Vortrag von Dr. Jürgen Schwalm:

Du scheues Reh am Waldessaum
oder
Kitsch treibt die schönsten Blüten


Variieren wir die Gretchen-Frage in: „Nun sag, wie hast du’s mit dem Kitsch?“ Das ist nämlich auch eine Glaubensfrage. Kitsch sprießt überall und immerfort. Die einen kultivieren ihn. Die anderen lachen ihn aus und können ihn doch nicht entbehren. Selbst Kitsch-Abstinenzler verstecken ihre rauschgoldenen Schutzengelein tief im Herzenskämmerlein. Denn keiner hat ein Herz aus Stein (eher aus Plastik).