Sonntag, 26. Februar 2017

Vexierspiele

Artemis von Ephesos
Platane im Lübecker Stadtpark

























Jürgen Schwalm

Vexierspiele

Im Lübecker Stadtpark steht eine alte Platane, die ihre Ast-Arme in den Himmel reckt. Ich grüße sie freundlich, wünsche ihr einen sturmfreien Nachmittag und streichle ihren Bauch. Ihr wetterzerschundener Baum-Leib zeigt viele Auswüchse, die Brüsten gleichen. An ihnen könnte die Platane Generationen von Platanenkindern gesäugt haben. Mich fasziniert das Vexierspiel, das die Platane mit ihren Brüsten treibt. Der Baum erinnert mich sofort an ein bekanntes Votivbild mit der Darstellung der Artemis (= Diana) von Ephesos. Der Säulen-Leib der Kultfigur ist nämlich ebenfalls von Gebilden bedeckt, die Archäologen lange Zeit als Brüste gedeutet haben. Heute interpretieren die meisten Forscher sie als Opferstier-Hoden, die bei rituellen Zeremonien an das große Standbild der Göttin Artemis im Tempel von Ephesos gehängt wurden. Über die Bedeutung des antiken Artemis-Kultes wird u.a. im 19. Kapitel der Apostelgeschichte berichtet („Groß ist die Diana der Epheser“). Ob Brüste oder Hoden: Für mich tragen sowohl die Platane als auch die Artemis an Stamm und Säulenleib Attribute der Fruchtbarkeit, Symbole für den Fortbestand des Lebens.   



Sonntag, 19. Februar 2017

Der Winterling

Winterlinge. Foto: Jürgen Schwalm


Jürgen Schwalm


Der Winterling

Der Winter
droht noch mit Eis,
weil er weiß,
dass der erste gelbe Winterling
ganz ungeniert
und naseweis
für den Frühling plädiert.
Schneeglöckchen
stehen mit weißen Röckchen
an der Gartenpforte.
Dort wartet bereits die ganze Kohorte
früher
Blüher
beim Wasserfass
zitternd auf Einlass
zur ersten Gartenkleiderschau.
Da wird sogar der Himmel blau.
Ein Lichtstrahl skizziert die Szene schnell
in Pastell
und schießt auch noch ein Foto
 vom Winterling in toto.

(aus dem Zyklus: Der Blütengarten)




Mittwoch, 8. Februar 2017

Danke für die Geburtstagsgrüße!


Marina Warnick gratulierte mir mit einem Bild, das sie nach meiner Glasmalerei “Bäume am Fluss” gestaltet hat.






Am 29. Januar 2017 wurde ich fünfundachtzig. Ich streiche in diesem Zusammenhang das Wort „alt“. Ich bleibe unverändert dankbar für das, was das Leben mir bot, und möchte weiterhin neugierig bleiben auf die Überraschungen der Zukunft. Allen Gratulanten, die liebevoll und freundschaftlich an mich gedacht haben, möchte ich auch auf diesem Wege sagen, wie sehr mich die Zeichen ihrer Zuneigung erfreut haben. – Zu meinem Geburtstag erschien in den Lübecker Nachrichten vom 28.1.2017 unter der Überschrift „Arzt-Beruf und Kunst-Berufung“ eine Laudatio von Hermann Hofer. Darin wird auch auf meinen Blog hingewiesen, der seit 2009 von Hannah Huber (Hamburg) betreut wird, wofür ich ihr herzlich danken möchte.