Freitag, 25. Februar 2022

Der Schauspieler...

Jürgen Schwalm: „Konflikt und Lösung“, 1954.- Fotomontage von Otti Zacharias (1906-1981), die ein Fotostudio am Alten Markt in Kiel führte und als Porträtfotografin von Musikern, Schauspielern und Politikern international geschätzt wurde. 1967 erhielt sie für ihre Porträtkunst eine Goldmedaille vom Museum of Modern Art in New York.

 

Der Schauspieler ist eine Fehlgeburt,

erst durch die Rolle wird er wirklich geboren

sagte der heute nahezu vergessene Martin Kessel (1901-1990),

Georg Büchner-Preisträger von 1954

 

 

 

 

Freitag, 18. Februar 2022

Fächer aus Shiramine /Japan. Sammlung und Foto: Jürgen Schwalm

 

Jürgen Schwalm

Es war einmal

 

Es war einmal: 

Sehnsucht, die sich Träume schuf,

und alle Träume wurden Lieder.

Nun verströmen Verse aus einem Herzen,

das klug ist in seinem Schlaf,

und wir sollten es nicht wecken,

damit es sich und uns träumend erlöst.

Lasst uns nicht länger in den Kathedralen frösteln,

die der Verstand vermessen hat

und deren Kreuzblumen uns den Himmel doch nicht näher bringen.

Diese aufgetürmten Steine sind der schweigende Tod,

aber das träumende Herz ist das tausendfältige Leben

und spricht für uns aus allen Welten wahr.

 

(Vorwort für Marianne Junghans: „Muscheltraum und Sterngesang“,

neusurrealistische Gedichte, 1979)

 

 

 

 

Freitag, 11. Februar 2022

Zitate aus dem Artikel von Hermann Hofer in den Lübecker Nachrichten vom 29.01.2022

Jürgen Schwalm: „Sternbild Aquarius = Wassermann“, „Wasser und Feuer“, Hinterglastechnik, 2013

 

Zitate aus dem Artikel von Hermann Hofer in den Lübecker Nachrichten vom

29. Januar 2022:

Ein Mann des Zweifels und der Ironie – Der Lübecker Arzt und Literat Jürgen Schwalm wird heute 90 Jahre alt

… So kommt es, dass er heute ein ebenso umfang- wie facettenreiches literarisches Werk vorzuweisen hat, in dem jedoch die Lyrik eine Sonderstellung einnimmt. Die schönsten Gedichte des Autors sind oft überschattet von einer gewissen Trauer, die grundiert ist vom Schmerz über die Vergänglichkeit und dem Leiden an den unauflösbaren Rätseln des Daseins. Vor dem finalen Absturz in die tiefe Verzweiflung schützt jedoch ein wirksames Gegenmittel: die letztlich stets durchbrechende Lust am Leben. Diese äußert sich dann auch, ins Poetische verwandelt, im lustvollen Spiel mit der Ironie und Selbstironie. Schwalm ist ein freier Schriftsteller im besten Sinne des Wortes, immunisiert gegen starre Ideologien und verfestigte Weltbilder. Fragen sind ihm lieber als Antworten, Zweifel lieber als Gewissheiten. In seiner Prosa überschreitet der Autor oft die Grenzen der Literatur, um sich darüber hinaus auf wissenschaftlichem Terrain zu bewegen. Seine Interessen dort reichen von der Genealogie und Mineralogie bis zu Themen der jüngeren Geschichte wie den Bücherverbrennungen in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Zu finden ist im Prosa-Werk auch der Aufsatz „Wort und Bild und Kunst und Leben“, wo Schwalm gewissermaßen sein künstlerisches Credo darlegt. Dessen Dreh- und Angelpunkt ist das symbiotische Zusammenspiel von Literatur, Musik und bildender Kunst. Nicht der Reim ist die formende Kraft in seinen Gedichten, es sind die Sprachmelodie und die Wortbilder…

 

 

 

 

 

Freitag, 4. Februar 2022

90. Geburtstag


 

Allen, die mich bei der von Marina Warnick perfekt arrangierten Feier meines

90.  Geburtstags

durch ihre Aktivitäten (Geschenke, kulinarische Genüsse, wohlgesetzte Worte und musikalischen Einsatz) erfreuten, danke ich auch an dieser Stelle nochmals herzlich. Da mich alle Zuwendungen mit gleicher Intensität bewegten, werden Sie verstehen, dass ich hier keine Namen aufreihen möchte, weil jede Liste eine Rangordnung suggeriert. Aber man möge mir verzeihen, wenn ich mir dennoch eine Ausnahme erlaube. Hannah Huber, die seit vielen Jahren meinen Blog bereut, hat in monatelanger, intensiver Kopf- und Handarbeit ein Unikat für mich geschaffen, ein Buch, dem sie nach einem Schiller-Zitat den Titel „Raum für alle hat die Erde“ gab. Der als Kunstwerk gestaltete, kostbar eingebundene Band enthält neben Textausschnitten anderer Autoren vor allem Gedanken und Gedichte Hannah Hubers, die sie mit vielen beigehefteten Illustrationen kombinierte, hauptsächlich aber mit ihren Lichtbildern der beseelten Natur, die sie als „Spiegelungen“ bezeichnet und farblich eindrucksvoll umgestaltete. Gerade diese Seiten des schönen Bandes verkünden eine zentrale Aussage des Werkes: In der Natur, in der beseelten Welt der Pflanzen und Tiere, wo alles Kreatürliche seine  Lebensberechtigung hat, beobachten aufmerksame bittende und mahnende Augen unser Verhalten. Sie fordern von uns, künftig besser aufzupassen und rigorose Eingriffe und Veränderungen nicht mehr zuzulassen, denn zerstört ist schon längst viel zu viel.

Jürgen Schwalm