Freitag, 26. November 2021

Konstantin III

Charoit. Charoit ist ein Kettensilikat, benannt nach dem Fluss Chara (Tschara), an dem das seltene Mineral zuerst gefunden wurde. Chara ist ein Nebenfluss der Oljokma. Jakutsk, Sibirien, Russland. – Sammlung und Foto: Jürgen Schwalm

 

Jürgen Schwalm

Konstantin III

 

Wir waren durch die Nacht geflogen

und endlich in dem Lande angelangt,

das vielen unerreichbar ist,

jedoch uns beiden traumvertraut.

Wir schlossen mit den Lippen unsre dunklen Wunden.

Es kam der Augenblick, der uns so reich beschenkte.

Wir waren plötzlich frei

und sprachen nur noch unverstellte Worte,

und trugen fortan unser Mal mit Stolz. 

 

 

 

 

Freitag, 19. November 2021

Konstantin II

Tigerauge (Quarz-Varietät mit Krokydolith-Fasern), Treseburg-Thale / Harz. Bewegt man den geschliffenen Stein unter einer Lichtquelle, leuchtet er gelb-bräunlich mit seidigem Glanz auf, ein Phänomen, das in der gemmologischen Fachsprache „chatoyieren“ heißt (abgeleitet von „chatoyer“ = französisch: schimmern). – Sammlung und Foto: Jürgen Schwalm

 

Jürgen Schwalm

Konstantin II

 

Wir nahmen uns in Acht,

wo ohnehin der blendend helle

Meereshorizont uns streng zur Ordnung rief.

Die Möwen kreisten über uns

und drohten mit Verrat.

Als du es dennoch wagtest,

mir deine Liebesbotschaft zuzurufen,

trieb sie der Wind davon.

Da kauertest du dich hin am Ufersaum

und schriebst die Worte mit dem Finger in den Sand.

Die nächste Welle kam jedoch zu früh

und löschte das Vermächtnis aus.


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Samstag, 13. November 2021

Konstantin

Die Erde hat ihren Himmel in sich selbst und ihre Sterne sind die Mineralien (Paracelsus). Septarie mit Markasit-Einlagerungen, Friedland / Brandenburg. – Sammlung und Foto von Jürgen Schwalm

 

Jürgen Schwalm

Nihil pluriformius amore

In memoriam Konstantin (1932-1974)

 

Konstantin

 

Flackernde Rhythmen hatten mich angezogen.

 Als ich den Raum betrat,

streiften mich die Spotlights deiner Raubtieraugen,

wehte die Fahne deiner Haare

in lodernden Flammen,

feuertest du den hellen Schrei einer Trompete

als leuchtendes Geschoss auf mich ab.

Wir hatten uns sofort erkannt.

Ich fiel wie ein Stein.

 Die Wände stürzten um mich ein.

Synkopen stolperten mir entgegen.

Du sahst mich an. Ich fühlte mich wie aufgehoben.

Da hüllten uns die Trommelwirbel ein,

hat uns das Saxophon geschaukelt.

Wir tanzten Mann an Mann

nach den nur uns bestimmten Klängen. 

Wir schwangen in der eigenen Zeit.

 

 

 

 

 


 

Freitag, 5. November 2021

Masken...


Eva Schwieger von Alten: „Masken“, zwei (von fünf) Radierungen, signiert und datiert: Eva von Alten 1926. – Die Mappe mit den Radierungen „Masken“ trägt die Widmung: „In Dankbarkeit für die Inspiration der Zuwendung im Oktober 1975 und für die nun einjährige Freundschaft zwischen zwei Generationen und zwei Geschlechtern – für Jürgen Schwalm von Eva Schwieger, geb. von Alten / Oktober 1976“

 

 

Das Leben spielt immer Theater mit uns. Einmal tragen wir die heitere Maske, dann wieder die traurige. Es gibt Vorspiele, Nachspiele und Zwischenakte bei ständig wechselnden Kulissen. Die Kostüme von heute sind morgen nur noch die Lumpen von gestern. Und die Zuschauer, die im Dunkeln lauern, pfeifen oder applaudieren und merken nicht, dass sie selbst Marionetten sind, die der Deus ex Machina an den Fäden zieht und nach der Vorstellung in die Kiste wirft.

Jürgen Schwalm