Freitag, 30. November 2018

ALMANACH DEUTSCHSPRACHIGER SCHRIFTSTELLER-ÄRZTE, 41. Jahrgang

Jürgen Schwalm als Hamlet, Februar 1957 ( Foto: Dirk Schwalm)



In der Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann/Filderstadt erschien soeben – herausgegeben von Dietrich Weller - der 41. Jahrgang (Ausgabe für das Jahr 2019) des ALMANACHs DEUTSCHSPRACHIGER SCHRIFTSTELLER-ÄRZTE (ISBN 978-3-921262-73-3). Darin sind u.a. abgedruckt
1.      nochmals der Nachruf, den Jürgen Schwalm 1984 für seinen Freund Armin Jüngling, den Begründer des Almanachs, verfasste (S.153-157), und
2.      die „Erinnerungen an die Studienzeit in Düsseldorf 1953/54“ von Jürgen Schwalm (S. 379-386). Geschildert wird in den Erinnerungen u.a. die Begegnung von Schwalm mit Gustaf Gründgens.


 

Samstag, 24. November 2018

Sonnen- und Mondpfade

Jürgen Schwalm: “Sonnen- und Mondpfade”, Übermalung, 2017



Jürgen Schwalm

Sonnen- und Mondpfade

Schmal sind die sonnen- und mondpfade
zwischen meinen herzbuchten
und meist unbegehbar

Einst sollten ströme auslaufen
und ließ mir doch nur rinnsal
blutfäden geronnen über millimeterpapier
schneckenspur statt vogelflug

Einst wollte ich das schiff besteigen
zur fahrt nach kythera
und blieb doch
am diesseitigen ufer

Mutlos hingen die segel
Wie jede stunde
hatte auch diese
nur ihr beinahe

Es wurde kein faltertag

Heute wollte ich es wissen:
im traum
übersprang ich den abgrund
und erwachte im fall
 

(Eine Klavier-Inspiration von Christoph Klöhn zu dem von Ernst-Erich Buder rezitierten Gedicht „Sonnen- und Mondpfade“ findet sich auf der kürzlich erschienenen CD „Lyrische Impressionen“)








Freitag, 16. November 2018

Vortrag über Ludwig Ewers

Hartwig Peter Friedrich Ewers
(Gemälde von August Heyn, 1895; Bild-Archiv der Museen der Hansestadt Lübeck)




Dr. Jürgen Schwalm
hielt am 10. November 2018 im Christophorus-Haus Bäk/Ratzeburg einen Vortrag über Ludwig Ewers (1870-1946) und seinen Roman
„Die Großvaterstadt“
- Lübeck zur Buddenbrook-Zeit -

Der Journalist und Schriftsteller Ludwig Ewers, ein Jugendfreund Heinrich Manns, publizierte 1926 seinen Lübeck-Roman „Die Großvaterstadt“, der sich in seinem Umfang durchaus mit Thomas Manns „Buddenbrooks“ messen kann und auch den gleichen Zeitraum (Lübeck um die Mitte des 19. Jahrhunderts) behandelt. Der Roman „Die Großvaterstadt“ besticht durch seine liebevoll-warme, durch Humor  aufgehellte  Atmosphäre und durch den Reichtum seiner inhaltlichen und sprachlichen Gestaltung, wobei auch plattdeutsche Dialoge nicht fehlen, die das Werk mit gemütvollem Lokalkolorit einfärben. .

Alle Akteure des Romans haben historische Vorbilder, einige sind sogar mit denen in „Buddenbrooks“ identisch, doch Ewers veränderte die meisten Namen. Eine Hauptperson, die im Ewers-Roman als Jürgen Kruth agiert und in „Buddenbrooks“ Sigismund Gosch heißt, war Heinrich Schunck; und der Vater von Ludwig Ewers, Friedrich Ewers, heißt in der „Großvaterstadt“ Fritz Norrmann.  
Deshalb ging der Referent nicht nur den Lebenspuren des Autors Ludwig Ewers nach. Er sah vielmehr seine Hauptaufgabe darin, eine „Entschlüsselungsliste“ der in der „Großvaterstadt“ geschilderten Personen zu erstellen. Denn die Schicksale der Lübecker, die einst das Leben in unserer Stadt mitbestimmt und bereichert haben, sollten bei der lohnenswerten Lektüre dieses Romans unter keinen Umständen vergessen werden


Samstag, 10. November 2018

Brunnen

Jürgen Schwalm: “Tropfenfall”, Fotostudie, 2017



Jürgen Schwalm 


Brunnen

Mythisch ist der Beginn. Es gibt Traumbrunnen und Orakelquellen, Brunnen des Erinnerns und Quellen des Vergessens. Durch manche Brunnen steigt man in ein Märchenland. Trocknet der Brunnen aus, naht der Tod.

Andererseits sind Brunnen heiteres Spiel, das sich zur Apotheose des Wassers aufschwingt mit dem Ballett der Wassertropfen, die bemooste Steinfiguren umtanzen bei rauschender Musik und rasch gewechselten Flüsterworten.

Der prosaische Brunnen der Wüste berechnet den Wert des kostbaren Wassers, der lyrische Brunnen im Park besingt seinen freudebringenden Überfluss.


(aus:Der Lebens-Baum, Betrachtungen)