Freitag, 24. Februar 2023

Prophetensteine


 

Neuentdeckte Mineralien und Gesteine erfahren oft eine Wertsteigerung, indem sie zu Heilsteinen mystifiziert werden. 1997 erstmals in der Sahara gesammelte Steine erhielten sogar das Privileg, als Prophetensteine bezeichnet zu werden, indem man ihnen die Fähigkeit einräumte, prädestinierten Menschen zu Einblicken aus dem „Diesseitigen ins Transzendente“ zu verhelfen.

Die Herkunft und die Struktur der Prophetensteine waren zunächst ungeklärt. Waren sie durch einen Meteoriteneinschlag entstanden?

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Prophetensteine durch eine langsame Verfestigung lockerer sedimentärer Ablagerungen gebildet wurden, indem aus Goethit-Knollen (also aus Eisen- und Mangan-Oxiden) durch schichtweise Ablagerungen sich verfestigender Kieselsäure harte Gesteinsknollen (Mohs-Härtegrad 8 in der Ummantelung) entstanden. Optisch ähneln Prophetensteine deshalb Obsidianen, also vulkanischem Gesteinsglas.

Auf dem Foto sind Obsidiane, Aventurine (Quarze mit mikrokristallinen Einschlüssen von Fuchsit, Glimmer oder Hämatit) und Glasflüsse unterschiedlicher Herkunft und ein Prophetenstein aus Namibia ( durch X markiert) abgebildet. Alle Objekte befinden sich in meiner Sammlung.                                                                       

Jürgen Schwalm

 

 

 

 

Samstag, 18. Februar 2023

König der Bayern

Vortrage-Kreuz, Ascona /Tessin/ Schweiz. - Sammlung und Foto: Jürgen Schwalm

 

Unter der Schlagzeile: „Neuschwanstein als Weltkulturerbe?“ veröffentlichten die Lübecker Nachrichten vom 8. Februar 2023 folgende Notiz: Bei einem Bürgerentscheid sollen die Einwohner von Schwangau bis Herbst darüber entscheiden, ob sie die Nominierung des Märchenschlosses Neuschwanstein als Welterbe unterstützen. Das hat der Gemeinderat festgelegt. Neuschwanstein soll mit den beiden anderen weltberühmten Schlössern von König Ludwig II, Herrenchiemsee und Linderhof, als Welterbe-Vorschlag bei der UNESCO eingereicht werden.

 

Jürgen Schwalm

 

König der Bayern

Ein Bild lebt immerfort

tief im Gebirg in den Hütten,

 wo die frommen Leut

den Herrgottswinkel im Auge behalten

und den einsamen König weiter verehren,

wenn er im nächtlichen Schlitten

noch immer durch den dunklen Tann fährt,

allein mit seinem Herzensgeheimnis

und seinem grenzenlosen Heimweh,

dort, wo winters der Schnee

sich über die Almen breitet,

ein weißes Tuch,

das sie zuletzt auch über seine Bahre gelegt haben.

Alles war schöner im Tod als das Leben.

 

(aus dem Zyklus: „Nil pluriformius amore“, der in wenigen Wochen im „Almanach deutschsprachiger Schriftsteller-Ärzte“ erscheinen wird)

 

 

 

 

Freitag, 10. Februar 2023

Magdalénien

Prähistorische Steinwerkzeuge. Steinzeitliche Streufunde aus Markoldendorf bei Einbeck. - Sammlung: Jürgen Schwalm

 

Notiz in den Lübecker Nachrichten vom 3. Februar 2023:

Im Südosten Frankreichs sind 120 Höhlenmalereien aus der Jungsteinzeit entdeckt worden. Sie sollen
Krieger, Kampfszenen und Beerdigungen darstellen. Der Präsident des Institutes für Vorgeschichte
und Archäologie Alpes-Méditerranée, Claude Salicis, stuft die 4000 Jahre alten Malereien als
bedeutend ein. Die Malereien wurden im Park Mercantour etwa 20 Kilometer vom „Vallée des
Merveilles“ entdeckt – dem Tal der Wunder, das für seine rund 40 000 Felsgravierungen bekannt ist.


Jürgen Schwalm


Magdalénien

Ich kauerte tief in der Höhle –
knochenbleich vor Angst –
schweißnass -
bis ich endlich den Spalt fand
und gepresst durch Kot und Schleim

vor der Felsenflucht
den Blitz sah
den Blutregen -

Ich schlitzte die Eihaut
ritzte meinen Schatten
mit scharfen Fingernägeln
in die Wände -

schleuderte Bannsprüche
und Zauberzeichen in die Nacht
rückte kienrußige Bilder
ins Flackerlicht-

war flüchtender Hirsch-

stampfte mit im Reigen
zwischen Mammut und Urstier


(aus dem Zyklus: Das Visier der Jugend)

Freitag, 3. Februar 2023

Joan Miró

Joan Miró: "Femme et oiseau devant le soleil". - Abb. in Walter Erben: Miró, B. Taschen-Verlag Köln 1998

 

Unter der Schlagzeile „Neue Horizonte“ von Joan Miró

veröffentlichten die Lübecker Nachrichten vom 27.1.2023 folgende Notiz:

Für den katalanischen Maler Joan Miró war das Werk des 14 Jahre älteren Paul Klee ein entscheidender Einfluss. Die künstlerische Beziehung der beiden, die sich persönlich nie begegnet sind, zeigt das Zentrum Paul Klee in Bern ab morgen in der Ausstellung „Neue Horizonte“. Der Fokus liegt auf dem weniger bekannten Spätwerk von Miró (1893-1983). Wie Klee (1879-1940) setzte er sich mit Kinderzeichnungen und prähistorischer Kunst auseinander.

…………..

Jürgen Schwalm

publizierte 1990 seinen Lyrikband „Vernissage – Bilder einer Ausstellung“ als Hommage à Paul Klee.

 

Jürgen Schwalm

 

Wenn mein Kind tanzt

in versunkener Trauer

 weinen die Sterne:

Tränen fürs Knopfloch der Träume

über dem Herzen der Märchen

(geschrieben 1990)

 

Jürgen Schwalm


Joan Miró 

 

Seine Bild-Gedichte wurden mit Zeichen gemalt,

die sich untereinander nie verrieten.

Die Dämmerstunden des Morgens und des Abends

bargen so viel Musik in den Zeilen

wie die Strophen der Nacht und des Tages.

Die Schichten der Leinwand

hielten die Töne wie schlichte Kinderlieder schwebend,

die Vögel, die Sonne, die Frauen,

den Mond und die Sterne.

Kein Gedanke versank,

kein Schriftzug verlöschte

unter seinem wachsamen Auge,

 in seiner bergenden Hand.

 

(geschrieben 2023)