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Jürgen Schwalm: “Was hinter Worten steckt”, Fotostudie, 2020 |
Jürgen Schwalm
über Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern
über Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern
Der Irrgarten des Lebens steckt voller Überraschungen, die
Morgenstern und Ringelnatz zu ihren lyrischen Eskapaden verführten. Der Unsinn,
der überall hinter dem Gerümpel der Realität hockt und hervorgrinst, wird
akribisch aufgedeckt und mit Purzelbäumen erfindungsreicher Sprachakrobatik
bloßgestellt. Nach den Manipulationen von Ringelnatz und Morgenstern steht
hinterher nichts mehr an ursprünglicher Stelle, alles ist verschoben und neu
verschraubt worden. Beide Autoren agieren so plausibel und suggestiv, dass der
Leser Gefahr läuft und es am Ende sogar zulässt, dass seine Sichtweise
„ver-rückt“ wird. Vorsicht, meine Damen und Herren, Sie könnten zur Auffassung
gelangen, dass die Verse, die Morgenstern und Ringelnatz zurechtknitteln,
offenbaren sollen, dass es der Unsinn ist, der sich als der eigentliche Sinn
der Realität erweist.
Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern sind zwei meiner Lieblingswortverdreher! Überhaupt liebe ich das Spiel mit Worten und Wörtern, wie beispielsweise das atypische Anhängen von Niedlichkeitsformen an Adjektive und Adverben ("das Krönchen ist schönchen"). So bleiben Inhalt und Aussage leicht in Erinnerung und regen zum Nachdenken gleich auf mehreren Ebenen an.
AntwortenLöschenÜbrigens kann es manchmal auch der Sinn sein, der sich am Ende als Unsinn erweist.