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Jürgen Schwalm: Gläserne Landschaft 5, Hinterglasmalerei, 2011
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Jürgen Schwalm
Mit Pinsel und Palette
Wir werden unsere Landschaft neu bebildern. Du kannst den
Vorhang vom nächtlichen Horizont ziehen, denn wir brauchen keine Verdunklung
mehr, um verblichene Fotos von gestern zu projizieren. Dafür spannen wir eine
Leinwand von Osten nach Westen, um die Südsonne einzufangen.
Dann mischen wir die Farben der
Jahreszeiten neu: Wir betupfen das Erdbraun mit Mandelblütenrosa und
Veilchenviolett, verrühren das Frühlingsgrün mit dem Meeresindigo, stellen das
Wolkenweiß in den saftblauen Himmel und werfen das Beerenrot in das Korngelb.
Eisgrau und kohlschwarz verwenden wir nicht, weil wir den Winter verachten.
Und dann nehmen wir den
Farbenspatel. Spachteln werden wir, damit unsere Welt Relief und Profil erhält.
Lass die Leute nur reden und die Kritiker schreien, das kümmert uns nicht. Wir
lachen und antworten: Da hängt unser neues Leben, unser wiedergefundenes
Paradies.
Aus: Jürgen Schwalm: „Farbwechsel“