Christian Morgenstern: Fisches Nachtgesang. - Plakat: Jürgen Schwalm |
Donnerstag, d. 19. September 2019,
19.30 Uhr
Bildersaal der Gemeinnützigen
Königstraße 5, 23552 Lübeck
Jutta Kähler, Jürgen Schwalm:
„Morgennatz und Ringelstern“
Ein Rezitationsabend mit Gedichten und
Prosa
von Joachim Ringelnatz und Christian
Morgenstern
Morgennatz
und Ringelstern - - Warum vertauschen wir in der Ankündigung die Silben der
Namen der Dichter Morgenstern und Ringelnatz? Die drollige Namensverknüpfung
erscheint uns gerechtfertigt, weil sich beide in den Gedichten, die wir heute
vortragen werden, bei allen Unterschieden doch frappierend nahe kommen.
Beide
Autoren setzten ihre Fähigkeit ein, die verrückte Welt, die uns umgibt,
skrupellos und bis zur letzten Konsequenz so zu hinterfragen, dass der
Leser/Hörer kopfschüttelnd jeden Widerstand aufgibt und schließlich
nachdenklich geworden und gleichzeitig wie „ein satter Säugling zufrieden
lächelnd“ (Morgenstern) an ihren Höhenflügen teilnimmt.
Es
sind die nicht auszurottenden und sich wiederholenden Rechenfehler des
täglichen Lebens und der Welt, die beide Dichter zu ihren Eskapaden verführten.
Der Unsinn, der überall hinter dem Gerümpel der Realität hockt und
hervorgrinst, wird aufgedeckt und in verzwickten Aktionen mit erfindungsreicher
Akribie und sprachlicher Akrobatik bespiegelt. Da gibt es durchaus Experimente,
die an den Dadaismus und an die MERZ-Kunst Kurt Schwitters erinnern. Nach den
Manipulationen von Ringelnatz und Morgenstern steht hinterher nichts mehr an
ursprünglicher Stelle, alles ist verschoben und neu verschraubt worden. Beide Autoren
agieren so plausibel und suggestiv, dass auch der Leser Gefahr läuft und es
sogar zulässt, dass seine Sichtweise ver-rückt wird. Vorsicht, meine Damen und
Herren, Sie könnten zur Auffassung gelangen, dass die Verse, die Morgenstern
und Ringelnatz verknitteln, offenbaren sollen, dass es der Unsinn ist, der sich
als der eigentliche Sinn der Realität erweist.
Jürgen Schwalm
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen