Samstag, 21. November 2020

Ansveruskreuz im November




Jürgen Schwalm

Ansveruskreuz im November

Die Blätter fallen im Nebeldunst.
Der Laubdom verliert sein Dach.
Vor dem Tor der Bäume
steigt die Kälte des Ackers auf,
friert das Scheibenkreuz.
Flechtenfraß will seine Botschaft ersticken.
Des Heilands Gesicht ist abgeweint.
Aber zwischen den Wunden der Zeit
ertastet mein Finger
die betenden Hände.
Der Stein spricht
mit Spuren und Zeichen
selbst in der dunkelsten Stunde.
Aus Nimmermehr
wird einmal doch wieder
ein Immermehr.

 

(in: Jürgen Schwalm „Aus Nimmermehr ein Immermehr“, 1977)

Das Ansveruskreuz aus gotländischem Kalkstein wurde Mitte d. 15. Jh. an der Stelle in Einhaus bei Ratzeburg errichtet, wo der Missionar Ansverus (geb. 1038 in Haithabu) am 15.7.1066 gesteinigt und getötet wurde.

 

 

 

 


 

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