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Meine Großeltern Hans Dragendorff und Marie Dragendorff, geb. Rein, um 1900. Archiv: Jürgen Schwalm |
Zitate aus Briefen meines Großvaters
Prof. Dr. Hans
Dragendorff
20.1.1917
Grobheit ärgert Dilettanten
oft weniger, als wenn sie hinter einem gewissen milden Wohlwollen versteckten
Sarkasmus wittern.
7.1.1918
Von diesem Jahr erwarten wir
ja alle so viel. Möchte wenigstens der eine große Wunsch auf Frieden in
Erfüllung gehen. Man bewegt sich augenblicklich in einem Zwiespalt: Man sehnt
sich mit allen Fasern nach dem Frieden und man fürchtet ihn wieder, weil man
kaum zu hoffen wagt, dass er so wird, wie wir ihn haben müssen und eigentlich
auch beanspruchen könnten. Wir haben eine böse Erbschaft aus der Ära Bethmann (gemeint
ist Theobald von Bethmann Hollweg, 1856-1921, Reichskanzler von 1909-1917)
übernommen, im Innern weit schlimmer als nach außen. Das wird uns von Tag zu
Tag klarer. Möchte es gelingen, unser Staatsschiff einigermaßen heil da hinaus
zu steuern…
Hans Dragendorff, geb.
1870 in Dorpat, gest. 1941 in Freiburg i. Br.- Studium u.a. der klassischen
Archäologie in Dorpat, Berlin und Bonn, dort 1894 Promotion: De Vasculis
Romanorum Rubris Capita Selecta; die Terra sigillata-Forschung blieb ein wesentliches
Arbeitsgebiet.- 1896 Ausgrabung der Nekropole von Thera.- 1898 Berufung an die
Universität Basel.- 1902 übernahm er in Frankfurt/Main die Einrichtung und
Leitung der Römisch-Germanischen Kommission.- Seit 1911 Archäologisches
Institut Berlin, 1916 Berufung in die Preußische Akademie der Wissenschaften in
Berlin.- 1922 Berufung als Ordinarius nach Freiburg i.Br., dort 1929 und 1930
Rektor der Universität.