Freitag, 1. April 2022

Zitate aus Briefen meines Großvaters

Meine Großeltern Hans Dragendorff und Marie Dragendorff, geb. Rein, um 1900. Archiv: Jürgen Schwalm

 

Zitate aus Briefen meines Großvaters

 Prof. Dr. Hans Dragendorff

20.1.1917

Grobheit ärgert Dilettanten oft weniger, als wenn sie hinter einem gewissen milden Wohlwollen versteckten Sarkasmus wittern.

7.1.1918

Von diesem Jahr erwarten wir ja alle so viel. Möchte wenigstens der eine große Wunsch auf Frieden in Erfüllung gehen. Man bewegt sich augenblicklich in einem Zwiespalt: Man sehnt sich mit allen Fasern nach dem Frieden und man fürchtet ihn wieder, weil man kaum zu hoffen wagt, dass er so wird, wie wir ihn haben müssen und eigentlich auch beanspruchen könnten. Wir haben eine böse Erbschaft aus der Ära Bethmann (gemeint ist Theobald von Bethmann Hollweg, 1856-1921, Reichskanzler von 1909-1917) übernommen, im Innern weit schlimmer als nach außen. Das wird uns von Tag zu Tag klarer. Möchte es gelingen, unser Staatsschiff einigermaßen heil da hinaus zu steuern…

Hans Dragendorff, geb. 1870 in Dorpat, gest. 1941 in Freiburg i. Br.- Studium u.a. der klassischen Archäologie in Dorpat, Berlin und Bonn, dort 1894 Promotion: De Vasculis Romanorum Rubris Capita Selecta; die Terra sigillata-Forschung blieb ein wesentliches Arbeitsgebiet.- 1896 Ausgrabung der Nekropole von Thera.- 1898 Berufung an die Universität Basel.- 1902 übernahm er in Frankfurt/Main die Einrichtung und Leitung der Römisch-Germanischen Kommission.- Seit 1911 Archäologisches Institut Berlin, 1916 Berufung in die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin.- 1922 Berufung als Ordinarius nach Freiburg i.Br., dort 1929 und 1930 Rektor der Universität.  

 

 

 

 

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