Samstag, 4. Oktober 2025

Antwortgedichte

Jürgen Schwalm: Das grüne Fenster, Hinterglasmalerei


Jürgen Schwalm


Ich irrte durch die Nacht,

aber du hast nicht zugelassen,

dass ich mich verlor.

Du hast den Tag für mich angerufen,

da durfte ich mich wiederfinden,

und du erkanntest dich an mir.


Marianne Junghans


Immer tiefer hineingerissen 

in den Sog deiner Worte,

die mich nicht mehr loslassen,

mit jeder Silbe du in meine Seele eingraviert,

unauslöschlich.

Dein Schmerz wird zu meinem Schrei,

deine Einsamkeit schickt mich in die Wüste,

ich zucke unter Wunden, dir geschlagen.

Deine Zeilen schleifen mich durch alle Höllen und Seligkeiten.

Längst hast du 

alle Schichten meines Herzens abgetragen, 

bis auf die erschütterten Fundamente.

Woher nehm ich denn 

Kraft und Trost für dich 

und die Taubenworte, 

die sanften, 

die du brauchst zu deiner Heilung? 

Was ich dir sage, 

ist nur geborgt von dir,

ist nur geschöpft aus deinen Quellen.



In: Jürgen Schwalm / Marianne Junghans

AUS DEN GEBIRGEN DER SCHWERMUT INS GROSSE CRESCENDO

Kleine Auswahl von Gedichten

Verlag DER STEG im KREIS DER FREUNDE, 1977


 

 



 

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