Jürgen Schwalm: Die Augen der Nacht, Collage unter
Hinterglasmalerei, 2000
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Zitate aus einer Rezension über den Auftritt von Jürgen Schwalm in der Lübecker Gemeinnützigen am 15. 9. 2016 ( „Lübeckische Blätter“ vom 1.10.16)
Fümfs bö wö tää – Ein Schwitters-Abend, ein-und ausgerichtet
von Jürgen Schwalm
…Eine Pierrot-anmutende, bunte Weste, extravagante
schwarz-weiße Schuhe. Damit ist schon angedeutet, was Jürgen Schwalm, den
offensichtlich mit Kurt Schwitters mehr als nur die ersten vier Buchstaben des
Nachnamens verbinden (welch Seelenverwandtschaft!), an diesem Abend vorhatte: Keine
literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kurt Schwitters… sondern eine
bewunderungswürdige Performance zu Ehren des MERZ-Künstlers…
Manchmal mussten die Zuhörer (und die -innen) schon
aufpassen, wo Schwalm aufhörte und Schwitters begann. Wurde man vielleicht zum
Amüsement des Vortragenden aufs schwitterige Glatteis geführt und fragte sich:
Diesen Prof. Hahnepeter, gibt es den wirklich? Intelligent-vergnüglich und
sprachwitziger als in seriösen Nachschlagewerken war Schwalms Exegese zum MERZ
– Begriff: Schwitters zerreißt, wieder einmal knapp bei Kasse, einen Brief der
Commerzbank und schon ist in Abtrennung des COM der MERZ geboren. Se non è
vero, è ben trovato!
Im Mittelpunkt des Abends stand die Rezitation von
Schwitters-Gedichten, besser gesagt; deren Verlebendigung. Ja, auch ganz
klassisch reimen konnte Schwitters: Himmelszelt – Sündenwelt. Man wurde
Ohrenzeuge des Endes einer todwunden Zigarette in den Liebesarmen eines
Leuchtwurms und des wunderbaren Liebespoems „An Anna Blume“ – Anna, die von
vorn und hinten gelesen sich immer gleich bleibt wie ein Reliefpfeiler. Pfiff
und Tamburinschlag stimmten „So-so“ an,
auch in der Übertragung in perfektes Oxford-Englisch. Endlich wusste man auch
um die Bedeutung des großen Taschentuches: Es verhalf „The Fury of Sneezing“ zum lautmalerischen
Niesen: „Happapeppaisch“. Höhepunkt: Schwitters „Ursonate“ (1922 -1932):
gesungen, gesprochen, mal hoch, mal tief, mal schnell, mal getragen, vom
Klappern der Klapper oder des Tamburins
akzentuiert. Von der Einleitung über die Durchführung der vier Themen - ein
Hörgenuss. Wirklich „undumm“, wie Schwitters gesagt haben könnte. Lieber hätte
man diesem Heft eine CD beigefügt statt eine schriftliche Besprechung zu verfassen. Schließen wir also
mit Dank (das taten die Zuhörer auch) und einem begeisterten „Rinnzekete bee
bee nnz krr müü“.
Jutta Kähler
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