Das Scheibenkreuz in der Lübecker Roeckstraße.
Die Darstellung der drei Hostien im Zentrum des
Kreuzes und die Löcher am Kreuzarm wurden
durch schwarze Tusche verdeutlicht.
Fotos: Jürgen Schwalm, 2020
Notizen zur Stadt-und Kulturgeschichte Lübecks
Aus:
Hundert Ausflüge in Lübeck’s Umgegend nebst Führer durch die Stadt Lübeck
Dritte verbesserte und durchgesehene Auflage
Verlag von Edmund Schmersahl Nachf. (Rich. Brunn) Lübeck 1899
3. Route. Neu-Lauerhof – Wesloe –Schlutup – Dassow
Aus:
Hundert Ausflüge in Lübeck’s Umgegend nebst Führer durch die Stadt Lübeck
Dritte verbesserte und durchgesehene Auflage
Verlag von Edmund Schmersahl Nachf. (Rich. Brunn) Lübeck 1899
3. Route. Neu-Lauerhof – Wesloe –Schlutup – Dassow
Vom Burgthore in Lübeck geht man rechts durch die Anlagen zur Roeckstraße, einer mit schattigen Linden bestandenen, von gartenumgebenden Villen eingefassten Allee. Eine Linie der elektrischen Straßenbahn durchzieht dieselbe.
Rechts von der Straße steht ein 2,15 m hohes steinernes Kreuz [Scheibenkreuz, Wegweiser nach Wilsnack], dessen Flügel
durch einen radförmigen Ring miteinander verbunden sind. Das Postament hat 4
Reihen Mönchsschrift, von der man nur in der ersten Reihe die Worte: Biddet
Gott vor…hat herausbringen können.[Die Inschrift lautet richtig: biddet got vor
den ghever des wisers na der wilsnakk] In der Mitte stehen drei sich berührende
Kreise mit je einem Kleeblatt.[Die Kreise bedeuten drei Oblaten = Hostien und
formieren das Pilgerzeichen, das noch heute in Wilsnack erworben werden kann].
Am Ende des linken Kreuzflügels sind drei im Dreieck stehende kleine runde
Vertiefungen. [Dort waren Bolzen eingedübelt, die eine richtungsweisende Hand
hielten.]
Nach Melle hat der Lübeckische
Bürger Johann von der Heyde [der wohl identisch ist mit dem gleichnamigen
Ratsherren] nach seiner im Jahre 1436 gemachten testamentarischen Anordnung das
Kreuz für diejenigen Pilger setzen lassen, welche eine Wallfahrt nach Wilsnack
zum heiligen Blut anstellen würden. [Wilsnack im Landkreis Prignitz im
Nordwesten Brandenburgs mit der Wunderblutkirche St. Nikolai war nach 1383
durch die Blutwunder-Hostien einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte
Nordeuropas.] – Die Sage weiß aber, dass
von zwei reisenden Kaufgesellen der eine den anderen hier aus Unvorsichtigkeit
erschoss. Dem Todten setzten die Freunde dies Kreuz, der andere ward aber als
Gefangener nach dem Absalonsthurm beim Hüxterthor gebracht. Der Gefangene [Hans
Klever] bat, seine Unschuld durch einige wunderbare Schüsse beweisen zu dürfen,
und da hat er mit Zulassung des Rates vom Hüxterdamm aus in den linken Arm des
Kreuzes 3 Kugeln geschossen, die ein Kleeblatt bilden; er ward begnadigt. [Daher
auch die Bezeichnung Kleverschusskreuz; s. Ernst Deecke: Lübische Geschichten
und Sagen Nr. 140: Der Kleverschuss].
Anmerkungen in eckigen Klammern: Jürgen Schwalm
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