Freitag, 21. April 2023

Alexander Lernet-Holenia

Schalenblende aus Olkusz /Polen. - Schalenblende ist eine Paragenese verschiedener Sulfidminerale, dominiert von Sphalerit (Zinkblende) und Wurtzit (Beta-Zinksulfid). -  Aus der Mineraliensammlung von Jürgen Schwalm. Foto: Jürgen Schwalm

 


 

Nie wollen wir selber die Schuld an irgendetwas tragen, wir wollen sie immer den Umständen in die Schuhe schieben. Aber die Umstände sind eigentlich niemals schuld, immer nur wir selbst.

                                                                    Alexander Lernet-Holenia (1897-1976 Wien)

Einen gelungenen Fall parasitärer Dichtung stellt das Werk Lernet-Holenias dar… Bernhard Diebold erkannte ihm für seine Dramen 1926 den Kleistpreis zu. Die Lyrik des Bandes „Die goldene Horde“ (1933) übersetzt und verarbeitet Sappho, Pindar, Homer, die Bibel, Villon, Petrarca, Minnelied, Mysterienspiel in odischen und liedhaften Formen, in einer durch Hoffmannsthal und Rilke geformten österreichischen Literatursprache. Die Gedichte sind Prunk- und Kunststücke…Unter dem Titel: „Die Abenteuer eines jungen Herrn in Polen“ (1931) erschien der keck-erotische Roman eines Husarenoffiziers, der hinter den feindlichen Linien in Frauenkleidern die Boudoirs hübscher Komtessen und den Pour le mérite gewinnt. Die ironische Geschichte wird von tragischen Schicksalen unterströmt. Lernet-Holenia, vielfältig talentiert, ist der Gefahr des  filmischen „Reißers“ nicht entgangen. Er schrieb neben den Komödien Romane mit parfümierten Liebesgeschichten. Es war die Welt von Rilkes „Cornet“, die ihn als Dichter gefangen hielt („Die Standarte“, 1935). Wie bei Heimito von Doderer und Fritz von Herzmanovsky-Orlando leben in Lernet-Holenia die österreichischen universalistischen Neigungen in spielerischer Form fort; Liebe ist Kavalierssache, Krieg ein Abenteuer und Dichtung ein Gesellschaftsspiel.

(Zitat aus: Albert Soergel und Curt Hohoff: Dichtung und Dichter der Zeit – Vom Naturalismus bis zur Gegenwart Band II). 

 

 

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