Nach
unserer Flucht im Jahre 1945 hausten wir -praktisch besitzlos- in einem
alten Bauernhaus auf einem Dorf in Niedersachsen. Durch die von der
Besatzungsbehörde angeordnete Ausgangssperre waren wir vier Kinder und
unsere Mutter gezwungen, die Abende im Hause zu verbringen, hatten
jedoch weder Bücher, Spiele noch Radio. Da fand ich in einer
Abstellecke, die von den Vorbewohnern des Hauses nicht ausgeräumt worden
war, u.a. einen Tuschkasten mit Aquarellfarben, jeweils ein Gefäß mit
schwarzer und roter Tinte und zwei Schiefertafeln mit Griffeln (die wir
dann für Notizen, etwa für Einkäufe, gebrauchten, weil wir kein
Schreibpapier hatten). Vor allem aber lag dort als Relikt aus
Kriegszeiten ein kleiner Stapel dünner Kartons, aus denen man kleine
Feldpost-Päckchen (10 cm X 8,5 cm X 4,0 cm) zusammenfalten bzw. -stecken
konnte. Aus dieser Pappe schnitt ich jeweils 4,0 X 8,0 cm große
Spielkarten und bemalte sie. Mit diesen Karten spielten wir, bis wir
1946 wieder Kartenspiele käuflich erwerben konnten, Rommé und Patiencen.
Nach dem Tod meiner Mutter verwahrte meine Schwester Renate die Karten,
die sie mir - noch in dem originalen, gefalteten Feldpostpäckchen- nach
Jahrzehnten bei einem Besuch zurückgab als Erinnerung an gemeinsam
durchlebte schlechte Zeiten.
Jürgen Schwalm
Schlecht gemischt
Schlecht gemischt
aber gut abgehoben –
vielleicht geht das Spiel doch noch auf?
Aber ich hab ja immer Pech beim Kartenlegen.
Sicher läuft mir also wieder etwas schwarzkatzig
und kreuz und karo über den Weg
und nie der Schornsteinfeger ins Glück.
Richtige Karten
und Glück in der Liebe
sind ein Geheimnis,
das man nicht aus dem Ärmel zupfen kann
wie Zauberkarten
aus einem speckigen Zylinder
an märchenfernen Jahrmarktstagen,
als ich für die Dauer einer Karussellfahrt dein Herzbube war.
Was für ein bewegender Einblick in einen Lebensabschnitt, der heute in Form dieser Karten und dieses Gedichtes sichtbar ist! Die Bilder sind natürlich wieder ganz nach meinem Geschmack!
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