Renée Sintenis (1888-1965): "Daphne", Bronze vergoldet, 1930, Behnhaus Lübeck. Foto: Johannes Grenda 1992 |
Jürgen Schwalm
Daphne
Schwellende Angst
hemmt den Fluchtweg –
Die Landschaft wird zur Arena
auf der sie keine Zuflucht findet
um sich zu verbergen –
Die Sonne wirft über Apoll
die Protuberanzen der Leidenschaften –
Aus dem Schwindel des Windkreisels
zündeln die Stacheln seiner Gier –
Über Daphnes Stirn
schwebt das Schwert des beschlossenen Urteils –
Schon strauchelt sie im Sturz
weil die Umklammerung wurzelt –
Wie der Schleier ihrer Haare
den kleinen Tod der sie erwartet fürchtet
gerinnt die Zeit –
Ihre Arme verholzen
zur Gitterwehr der Äste –
Die Lippe verborkt –
In Rinde verstockt die Klage
doch schon bereut das Laub
(Erstfassung in Jürgen Schwalm: Aus Nimmermehr ein Immermehr,
Verlag Th. Breit Marquartstein 1977.
Zur Mythologie: Daphne ist eine Tochter des Flussgottes Peneios in Thessalien. Als
Apollon Daphne vergewaltigen wollte, floh sie. Erschöpft flehte sie zu ihrem Vater,
dass er ihre den Apollon reizende Gestalt verändern möge. Sie wurde in einen
Lorbeerbaum verwandelt. Seither ist der Lorbeerbaum dem Apollon heilig.)
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