Freitag, 4. Oktober 2024

Heute wieder am Helikon

 

Zwei unterschiedliche Gestaltungen zum Thema "Pegasos" 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb.1. Jürgen Schwalm: Denkmal für Pegasos. Zeichnung einer Plastik von Jürgen Schwalm (durchbohrter Steinkern, Hufeisen, Federn), 1994

 

 

 

 

       Abb.2. Jürgen Schwalm: Die Pegasos-Parade, Collage, 1989

 

Jürgen Schwalm

Heute wieder am Helikon
Ein Hörspiel (1994)


Im Textbuch und auf der Coverhülle der CD-Einspielung des Hörspiels mit der Musik von Matthias Krohn (Marimbaphon) stehen folgende Erläuterungen und Anmerkungen

HEUTE WIEDER AM HELIKON ist ein Monolog im Dialog, die Auseinandersetzung des Autors mit seinem Alter Ego, nennen wir es sein künstlerisches Gewissen. In einem Streitgespräch mit sich selbst verwendet der Autor Bruchstücke aus dem Mosaik seiner Erinnerungen, um Strategien für seine weitere Existenz zu entwickeln. Über das Persönliche hinaus stellt sich bei der Diskussion das entscheidende Problem um die Situation jedes Künstlers im Hier und Jetzt, nämlich um seinen Stellenwert und seine Wirkungsmacht in unserer zunehmend gefährdeten Welt. Im weitesten Sinne geht es auf allen Ebenen doch immer wieder um Sein oder Nichtsein, um Leben und Tod.

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Jedes Leben birgt seine Geheimnisse: Wer sie geschwätzig verschleudert und verrät, tötet sich selbst. Aber wir sind ja nicht allein. Widergespiegelt sind unsere Schicksale in unendlicher Vielfalt und Wiederholung vom Anbeginn; und von Urzeiten sind sie hineingehoben vom Individuellen in die umfassende Wahrheit der Mythen. In ihnen geht es um das Entscheidende: Um Leben und Tod und um Liebe und Hass. So einfach ist das alles und so groß. In der klärenden Sprache der Mythen ist nicht Dichtung und Wahrheit, vielmehr wird in ihnen die Dichtung zur Wahrheit.

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HELIKON, ein Gebirgszug der griechischen Landschaft BÖOTIEN, ausgezeichnet durch die Schönheit seiner Täler, ist von den alten Dichtern als geheiligter MUSENsitz verherrlicht worden. Auf den Gipfel der Hauptkette des Gebirges stand ein Altar des ZEUS HELIKONIOS; nur 70 bis 80 Meter unterhalb entspringt ein Quell des klarsten und frischesten Wassers, die HIPPOKRENE (s. PEGASOS). Etwa acht Kilometer weiter abwärts in einem schmalen Seitentale befand sich im Altertum ein den MUSEN geweihter Hain, der mit zahlreichen Bildwerken geschmückt war… 

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PEGASOS, das geflügelte Ross, das aus dem Blute der GORGO MEDUSA, als PERSEUS dieser das Haupt abschlug, entsprang. Nach der einen Sage stieg es sogleich zum Himmel empor, wo es dem ZEUS den Blitz und Donner trägt; nach der anderen wurde es von BELLEROPHON eingefangen und zum Kampfe gegen die CHIMAIRA benützt. Auf dem Gipfel des HELIKON soll es durch seinen Hufschlag die den Musen geweihte Quelle HIPPOKRENE hervorgebracht haben…Brockhaus 1894

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Der Pegasos versinnbildlicht die geistige, besonders aber die poetische Kreativität und wurde somit zum Symbol für Dichter und Denker. Der so zum „Dichterross“ gemachte Pegasos, auf dem sich die Dichter in Begeisterung emporschwingen, gab öfters Anlass, anstatt den Ausdruck „dichten“ zu verwenden, etwas spöttisch zu sagen: „den Pegasus besteigen“.

Hans Schöpf: Fabeltiere, 1988

                                                                       




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