Jürgen Schwalm: “Nächtlicher Zauber” oder “Die gläserne Frucht”, Fotobild, 2017 |
Jürgen Schwalm
Experiment aus meinem Sprachlabor
Im Stil des „West-östlichen Divan“
(für Christel 1961)
Suleika
Träumte nachts, zwei Flüsse wollten
im Osten ineinanderfließen,
doch die Wüstensonne brannte,
hindert’ sie, sich zu
ergießen.
Ich erwach’ und ring’ die Hände.
Ich fürchte meines Glückes Ende.
Hatem
Kommt der Regen, netzt die Erde,
lässt die Flüsse
wieder schwellen,
gute folgen bösen Tagen,
wird sich Strom zu Strom gesellen.
Wein’ nicht, schmücke dich und mache
deinen Wunsch zur Herzens-Sache:
Himmels-Regen-Segen dir erlache!
*
Suleika
Ich frag’ mich oft, wo bleiben deine Lieder?
Einst küssten sie mich
zart und leicht
wie Blütenduft durch die Oase streicht.
Sag’, ist die Zeit dahin? O, sing’ mir wieder!
Hatem
Was kann mein Wortgeklingel dir denn bringen?
Spricht sich so schön von Zauberei der Nacht und Tagesglanz.
War viel darin, so warst du’s doch nie ganz.
Die Liebe ist zu groß; ich kann sie nicht besingen.
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