Kurt Schwitters: Anna Blume,
Dichtungen. Originalausgabe im Verlag Paul Steegemann,
Hannover 1919.
Umschlaggestaltung: Kurt Schwitters. Exemplar im Besitz des Verfassers
In der Lübecker Theater-Nacht
am 28. September 2019
rezitierte Jürgen Schwalm
in der Aula des Lübecker Johanneums
Texte des MERZ-Künstlers Kurt
Schwitters (1887-1948),
darunter auch „Anna Blume“ und die
„Ursonate“.
Schwitters war ein
Multitalent, ein Allround-Künstler, Maler, Grafiker, Architekt, Collagist in
Bild und Wort, ein Zertrümmerer, der aus dem Chaos eine neue Welt erschaffen
wollte, die MERZ-Kunst nämlich, in der er, seinen eigenen Worten zufolge,
„Beziehungen schaffen wollte, am liebsten zwischen allen Dingen der Welt.“
Schwitters neue Welt musste natürlich einen Namen bekommen. Aber warum
ausgerechnet MERZ? Lassen Sie mich das mal so erklären:
Eines Tages, vor 100
Jahren, also 1919 war’s, da erhielt Kurt Schwitters einen Brief von der Commerzbank.
Er dachte erst, er würde zu einem Kommers geladen, aber es war doch das
Geldinstitut. Er dachte: Komm, komm, komm, ich verhielt mich doch immer comme
il faut, aber es war März und er brauchte nicht lange zu raten, es ging um die
Raten, und er hatte wieder mal kein Geld sondern nur noch einen Knopf im
Portemonnaie für den Klingelbeutel. Er sprach: „Kunst und Kommerz verträgt sich
nicht“, und er nahm den COMMERZ und zerriss ihn inmitten, da hatte er in einer
Hand das COM und in der anderen den MERZ, nur waren beide Teile falsch
geschrieben. Er aber rief: „Was kümmert’s mich, du dummer Duden du!“ Und er
sang: „Komm, lieber MERZ, und mache die Bäume wieder Mai!“ Ei- ai, ei -da,
da-da: da war die MERZ-Kunst geboren!
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