Samstag, 5. Oktober 2019

Lübecker Theater-Nacht am 28.09.2019

Kurt Schwitters: Anna Blume, Dichtungen. Originalausgabe im Verlag Paul Steegemann, 
Hannover 1919. Umschlaggestaltung: Kurt Schwitters. Exemplar im Besitz des Verfassers


In der Lübecker Theater-Nacht
am 28. September 2019
rezitierte Jürgen Schwalm
in der Aula des Lübecker Johanneums
Texte des MERZ-Künstlers Kurt Schwitters (1887-1948),
darunter auch „Anna Blume“ und die „Ursonate“.



Schwitters war ein Multitalent, ein Allround-Künstler, Maler, Grafiker, Architekt, Collagist in Bild und Wort, ein Zertrümmerer, der aus dem Chaos eine neue Welt erschaffen wollte, die MERZ-Kunst nämlich, in der er, seinen eigenen Worten zufolge, „Beziehungen schaffen wollte, am liebsten zwischen allen Dingen der Welt.“ Schwitters neue Welt musste natürlich einen Namen bekommen. Aber warum ausgerechnet MERZ? Lassen Sie mich das mal so erklären:

Eines Tages, vor 100 Jahren, also 1919 war’s, da erhielt Kurt Schwitters einen Brief von der Commerzbank. Er dachte erst, er würde zu einem Kommers geladen, aber es war doch das Geldinstitut. Er dachte: Komm, komm, komm, ich verhielt mich doch immer comme il faut, aber es war März und er brauchte nicht lange zu raten, es ging um die Raten, und er hatte wieder mal kein Geld sondern nur noch einen Knopf im Portemonnaie für den Klingelbeutel. Er sprach: „Kunst und Kommerz verträgt sich nicht“, und er nahm den COMMERZ und zerriss ihn inmitten, da hatte er in einer Hand das COM und in der anderen den MERZ, nur waren beide Teile falsch geschrieben. Er aber rief: „Was kümmert’s mich, du dummer Duden du!“ Und er sang: „Komm, lieber MERZ, und mache die Bäume wieder Mai!“ Ei- ai, ei -da, da-da: da war die MERZ-Kunst geboren!

                                                                                                                                       Jürgen Schwalm











 

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