Freitag, 6. August 2021

Inszenierung für Aristophanes

Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg. Sogenannte „Schauspieler-Scherbe“, Bruchstück eines Kraters, 350-340 v. Chr., angeblich aus Tarent. Darstellung eines Schauspielers, der nach einer Aufführung die Maske zum Applaus abnimmt.- Bildersammlung: Jürgen Schwalm



Jürgen Schwalm

Inszenierung für Aristophanes
Eifersucht, die mit Eifer sucht


Hera,
die Frau des Göttervaters Zeus,
hat ihren Hund
in einen Besucherstuhl verzaubert,
der nachmittags alle Viere von sich streckt
und doch wachsam bleibt.

Wenn Alkmene,
die Geliebte des Zeus
und die Verhasste der Hera,
zur Teestunde erscheinen muss
und nicht bereit ist,
vom letzten Schäferstündchen mit Zeus
aus dem Nähkästchen zu plaudern,
fordert Hera sie mit sanfter Stimme auf,
sich auf den Besucherstuhl zu setzen,
setzt die Brille auf die Nase,
nimmt den Strickstrumpf zur Hand,
fragt und horcht
und freut sich an Alkmenes Angst,
denn das Zauber-Möbel fletscht schon die Zähne
und wird gleich zum Wadenbeißer


(aus: Griechische Zeilen)

 

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