Freitag, 11. März 2022

Über das Menschliche im Göttlichen

Bronzekopf einer Statue des Zeus, attisch, Anfang des 5. Jh. v. Chr. Fundort: Olympia. Nationalmuseum Athen

 

Jürgen Schwalm

Über das Menschliche im Göttlichen

Es ist das Menschliche im Göttlichen, was uns an der Verhaltensweise der alten  griechischen Götter bewegt und fasziniert. Die Götter liebten und hassten wie wir. Dass sie nicht sterben mussten, war das Wesentliche, was sie von den Menschen (und allen lebenden Kreaturen) unterschied. Die Unsterblichkeit ersehnen sich die Menschen so sehr, dass sie die komplizierten Gedankengebäude der Religionen erfanden, mit denen sie sich trösten wollten. Die Künstler zeigten in den Gesichtern der Götter menschliche Leidenschaften, damit die Menschen sehen konnten und darauf vertrauen sollten, dass die Götter ihre Nöte, Wünsche und Erwartungen verstehen. Die griechischen Götter der Antike waren erreichbar und ansprechbar, die Aktionen des über Allem thronenden, unerreichbar fernen, nicht abzubildenden Gottes der Christen waren dagegen nicht nachvollziehbar und – zugespitzt formuliert - unmenschlich. Dass alle Götter diktatorisch handelten, sahen die Menschen noch am ehesten ein, weil sie selbst von jeher die unerbittlichsten Diktatoren waren, auch wenn sie sich für überzeugte Demokraten hielten. 

 

 

 

 

  

 

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