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Kalkstein
in Form eines unregelmäßigen Hakenkreuzes. Mein Freund, der Arzt und
Schriftsteller Dr. Armin Jüngling (1909-1984) fand den Stein in Mallorca
und schenkte ihn mir als "Spiel der Natur" 1977.- Foto: Jürgen Schwalm.
- Zur Nomenklatur: Das Hakenkreuz (die Crux svastica) hieß ursprünglich
lateinisch Crux gammata, gräzisiert Gammadion. Im Französischen wurde
daraus die croix gammée. In Frankreich heißt das Hakenkreuz auch croix
cramponnée (von cramponner = klammern).
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In den Lübecker
Nachrichten vom 21. 04. 2023 stand folgende Notiz:
Hamburg liest verbrannte Bücher. Hamburg. Ein
stadtweites Literaturfestival „Hamburg liest verbrannte Bücher“ erinnert an die
Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Vom 10. Mai bis 10.
Juni werden in rund 50 Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen, Poetry Slams und
Liederabenden die geächteten Autorinnen und Autoren vorgestellt.
2006 erschien in der WFB
VRLAGSGRUPPE der Essay von Jürgen Schwalm: Erst Bücher, dann Menschen – Zur
Geschichte der Bücherverbrennungen. Daraus folgen hier einige Zitate aus der
Einleitung:
Büchervernichtungsaktionen
sind keine Erfindung der Nationalsozialisten, wie der Nationalsozialismus ja
überhaupt nicht autochthon gewachsen ist, weder in seiner Ideologie noch in
seiner Symbolik. Nicht nur die Nationalsozialisten schmückten Gebrauchsartikel
und Kunstgegenstände mit dem Hakenkreuz. Als Svastika, abgeleitet von dem Wort
„swasti“, das im Sanskrit „Glück“ bedeutet, ist es seit der Antike nicht nur in
Indien, sondern weltweit verbreitet, also nicht nur ein germanisches Zeichen.
Das Hakenkreuz spielte längst eine große Bedeutung in der Kunstbetrachtung,
bevor die Nationalsozialisten es in der Form des rechtsdrehenden, also in die
Zukunft rollenden Sonnen- und Siegesrades in Misskredit brachten. Die Angst vor
dem Hakenkreuz war 1945 nach dem Zusammenbruch so groß und hysterisch
aufgeheizt, dass sich sogar etliche deutsche Museumsleiter entschlossen, nicht
nur die germanischen, sondern auch gleich die griechischen und römischen
Fundstücke, die dieses Zeichen trugen, aus ihren archäologischen Sammlungen zu
verbannen.
Kunst und Literatur,
diese Sammelbecken schöpferischer Kraft und nicht selten selbst wahre
Hexenkessel brodelnder Provokation und Opposition, konnten von jeher Opfer
einer Inquisition werden, aus welcher Richtung auch immer. Erst eliminiert man
die Werke und verstümmelt sie, dann bespuckt man die Künstler und schließlich
verbrennt man die diskreditierten Menschen: Das brauchten die
Nationalsozialisten nicht zu lernen, das hatte es alles schon längst gegeben.
Der Titel, den ich meinem
Bericht voranstelle: „Erst Bücher, dann Menschen“, ist ein abgekürztes Zitat
aus Heinrich Heines „Almansor“.Das 1820/1821 entstandene Werk wurde von Heine
selbst als Tragödie bezeichnet, aber eigentlich entzieht sich die Form jeder
Definition…Natürlich geht es um die Liebe, um die göttliche Liebe auf der einen
Seite, aber – wie können wir das bei Heine anders erwarten – vor allem auch m
die sehr irdische Liebe zwischen dem Moslem Almansor und der zum Christentum
konvertierten Zuleima, die die christliche Kirche als „Hain der Liebe“ bezeichnet
und die entscheidende Aussage der Handlung formuliert: „Die Erde ist ein großes Golgatha, wo zwar die Liebe siegt,
doch auch verblutet“. In Heines Tragödie Almansor stehen die im Zusammenhang
mit den Bücherverbrennungen häufig zitierten Worte:
Almansor: Wir hörten, dass der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte,
zu Granada
Mir starrt die Zung im
Mund – den Koran
In eines Scheiterhaufens
Flammen warf!
Hassan: Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man
auch am Ende Menschen…