Freitag, 12. Mai 2023

Der Schwarm

Jürgen Schwalm: Die Königin der Yrr - Für Frank Schätzing. - Hinterglasmalerei über gefälteltem Stoff, 2023

Vor Wochen wurde die (nicht überzeugende) Fernsehfassung von Frank Schätzings Roman DER SCHWARM ausgestrahlt. Das war für mich der letzte Anstoß, endlich einmal diesen zu Recht vielbesprochenen und vieldiskutierten Thriller ganz durchzulesen, dessen Umfang (ca. 1000 Seiten) mich bislang abgeschreckt hatte. Und siehe da: Die vielschichtige spannende Handlung nahm mir jetzt vom ersten Augenblick an derart den Atem, dass mich einige allzu ausgedehnt erzählte Handlungsstränge gegen Ende des Buches nicht mehr enttäuschen konnten.

Unter keinen Umständen möchte ich hier etwas vom Inhalt des grandiosen Werkes verraten, das sich jeder für sich erobern muss. Aber es geht darin um akut bedrohliche Probleme, die uns auf den Nägeln brennen. Was - oberflächlich betrachtet - als Produkt der Phantasie erscheint, könnte sich bald als vernichtende Realität erweisen. Bei der Abfassung seines Werkes hat sich Frank Schätzing (geb. 1957 in Köln) von einem großen Stab von (am Schluss namentlich erwähnten) Forschern anregen und unterstützen lassen, so dass alle Aussagen wissenschaftlich untermauert sind. Hierzu ein Zitat aus einem Dialog (ab S. 766):

„Gut, schauen wir mal“, sagte Crowe. „Evolution, das ist der Kampf ums Dasein, das Überleben des Stärksten, um bei Darwin zu bleiben. Beides resultiert aus Widrigkeiten, entweder aus dem Kampf gegen andere Lebewessen oder gegen Naturkatastrophen. Es gibt also eine Weiterentwicklung durch Auslese. Aber führt das automatisch zu höherer Komplexität? Und ist höhere Komplexität ein Fortschritt? …Wir sehen nur einen kleinen historischen Ausschnitt, innerhalb dessen gerade mit Komplexität experimentiert wird, aber wer sagt uns, dass wir nicht als Sackgasse der Evolution enden? Es ist unsere Selbstüberschätzung, mit der wir uns als vorläufigen Höhepunkt eines natürlichen Trends betrachten…Wir Menschen sind die einzige verbliebene Art eines einst üppigen Evolutionsbusches. Der Rest einer Entwicklung, deren übrige Zweige verdorrt sind, der letzte Überlebende eines Experimentes mit Namen Homo. Homo Australopithecus: ausgestorben. Homo habilis: ausgestorben. Homo sapiens neanderthalensis: ausgestorben. Homo sapiens sapiens: noch da. Vorübergehend haben wir die Vorherrschaft über den Planeten errungen, aber Vorsicht! – Parvenüs der Evolution sollten Vorherrschaft nicht mit innerer Überlegenheit und längerfristigem Überleben verwechseln. Wir könnten schneller wieder verschwunden sein, als uns lieb ist…80 Prozent aller Vielzeller erfreuen sich eines weit größeren Evolutionserfolgs als der Mensch…Unsere Ausstattung mit Geist und Bewusstsein ist ein Fortschritt einzig aus unserer subjektiven Weltsicht. Dem Ökosystem Erde hat diese bizarre, unwahrscheinliche Randerscheinung Mensch bisher nur eines eingebracht: einen Haufen Ärger.“

 

Aufruf an die noch unentschlossenen Leser: Lassen Sie sich auf das großartige Abenteuer ein, mit Frank Schätzing in die Tiefen der Weltmeere zu tauchen. Nehmen Sie teil an seiner Exkursion durch Zeit und Raum



 

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