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Johann Peter Willebrandt: Hansische Chronick, Lübeck 1748, Original
aus der Bibliothek von Fabian Rose, Lübeck. – Die Titelblätter. Links:
Kupferstich des Verfassers Willebrandt von Christian Fritzsch
(1695-1769). Rechts: Vedute Lübecks von der Wakenitz aus, ebenfalls von
Christian Fritzsch. Der Adler hält ein Schriftband mit der Aufschrift:
DIE HANSISCHE HAUPTSTADT LUBEC. Auf der linken Gedenksäule im
Vordergrund wird (in lateinischer Sprache) der „äußerst verdienstvolle“
Lübecker Bürgermeister Anton Köhler (1585-1657) geehrt, der an der
Wiederherstellung und dem Erhalt der Hanse interessiert war und eine
Chronik der Hanse für den Zeitraum von 1370-1630 verfasste. |
Johann
Peter Willebrandt (auch Willebrand),
geboren am 10.9.1719 in Rostock, gestorben am 22.7.1786 in Hamburg, Jurist, war Advokat in Lübeck.
1755 wurde er vom dänischen König zum Justizrat und Mitglied des
Pinnebergischen und Altonaer Oberappellationsgerichts sowie des
Oberkonsistoriums in Glückstadt ernannt. Dies verpflichtete ihn, den Wohnsitz
in Altona zu nehmen, wo er von 1757-1767 Polizeidirektor war. Danach arbeitete
er als freier Schriftsteller in Hamburg. Seine Hansische Chronick, aus
beglaubten Nachrichten zusammen getragen, Lübeck 1748 ist durchaus als sein
Hauptwerk anzusehen.
Über
die Lübecker Straße Fünfhausen wird darin wie folgt berichtet:
Die
Stadt Lübeck (hatte) das Unglück, daß sie an. 1209. durch eine gewaltige
Feuers-Brunst vernichtet wurde, und hält man zwar insgemein dafür, daß in dem
damahligen grossen Brande nur fünf Häuser sollen unversehret geblieben seyn,
davon die Gasse, neben St. Marien=Kirchhofe, so von der Mengstrasse nach der
Beckergrube hinabführet, den Nahmen Vyffhusen oder Funfhausen, soll bekommen
haben, wie davon auch folgende alte Verse zeugen:
Anno milleno, ducenteno quoque
nono,
In Viti festo, Lubek perit igne
molesto;
Quinque tamen aedes remanserunt
ibi stantes.
Allein,
die gemeine Sage von den überbliebenen fünf Häusern hat nicht allzu festen
Grund, sintemahl der Nahme Vyfhusen lange vor an. 1209. schon zu Lübeck
bekannt, und bereits im XII. Seculo ein vornehmer Geschlechts-Nahme gewesen
ist. Denn an.1188. hat daselbst zu Rath gesessen Hermannus de Vyfhusen, und in
eben solcher Würde hat sich an. 1190 Wolterius de Vyfhusen befunden. Dass wir
nicht gedencken Hrn. Thomae de Vyfhusen, welcher an. 1200 gelebt, und dessen
Haus an. 1242 an Nicolaum de quinque domibus, Vromoldi Schwieger=Sohn, gekommen
ist. Da nun solchergestalt der Nahme Vyfhusen lange vor dem angeregten grossen
Brande schon zu Lübeck im Gebrauch gewesen; so kann er nicht bey der
Gelegenheit allererst entstanden seyn, sondern es muß albereits vorher,
entweder die Strasse Vyfhusen dem Geschlechte, oder das Geschlecht der Strasse
solchen Nahmen ertheilet haben. Ja vielleicht ist die hiesige Strasse, die
schon lange Vyfhusen geheissen, in dem grossen Brande unversehret geblieben,
und daher obgedachte Tradition entstanden.