Zur aktuellen Lage
Immer und überall auf der Welt ähneln sich die Anweisungen, mit denen die Bevölkerung in Krisenzeiten zu Sparmaßnahmen aufgefordert werden sollen, auf fatale Weise.
1943, mitten in der Tragödie des Weltkrieges, lernte ich als Elfjähriger folgende Zeilen aus einer heute noch existierenden Zeitung auswendig:
Der Alltag lehrt so mancherlei,
teils ungestüm, teils nebenbei.
Zum einen, wie man Eisen spart,
das man der Rüstung aufbewahrt.
Zum andern, Tataratta-Creme
ist wirkungsvoll und angenehm,
auch wenn man wenig von ihr streicht,
damit die Packung lange reicht.
Den Namen des Produktes habe ich geändert, um keine juristischen Auseinandersetzungen loszutreten.
Als ich meiner Mutter damals den Werbespruch vortrug, kommentierte sie die Versorgungslage trocken:
„Tataratta-Creme ist immer schon weg, wenn ich sie brauche.Das ist wie bei meinen Seidenstrümpfen. Aber warum soll ich die schonen, wo ich doch nicht weiß, was morgen schon passiert sein kann. Laufmaschen kriegen sie sowieso alle sofort, und wann ich mal wieder zu neuen Seidenstrümpfen komme, verrät mir keiner. Also trag ich sie jetzt auf.“
Immer wieder versucht man von allen Seiten, uns beim Verbrauch lebensnotwendiger und die Lebensqualität verbessernder Produkte durch geschmeidig oder penetrant formulierte Parolen zur Einschränkung und Enthaltsamkeit aufzufordern und schließlich zu verpflichten. Es sollte aber stets bei allen Maßnahmen beachtet werden, dass die Menschen ihre Würde und ihre Rechte behalten.
Jürgen Schwalm
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