Freitag, 1. Dezember 2023

Der Heilige Nikolaus

Der Heilige Nikolaus, Silber-Oklad einer russischen Ikone aus der 2. Hälfte des 19. Jh. - Sammlung und Foto: Jürgen Schwalm

 

 

Am 6. Dezember ist der Festtag des Heiligen Nikolaus von Myra (von Bari). Im Reclam Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten wird über Nikolaus u. a. berichtet:

Als Bischof von Myra in Lykien (Kleinasien) stirbt er um 350. Ein zerbrochener Sarkophag wird noch heute in der wiederhergestellten Unterkirche von Myra (= heute Demre) von Wallfahrern der östlichen Kirche verehrt. Die 1087 von Piraten (Soldaten u.a. werden genannt) entwendeten Gebeine brachte man nach Bari und errichtete dort eine Grabkirche, in der weitere Verehrung stattfand. Legenden identifizieren ihn mit dem Abt Nikolaus von Sion (starb 564), da auch diesem fürsorgliche Mildtätigkeit nachgerühmt wurde. Über die byzantinische Tradition wird Nikolaus einer der am meisten verehrten Heiligen Russlands. Nördlich der Alpen setzt seine Verehrung mit bestimmenden Legendenbildern um 1000 ein…Die bekannteste und am meisten dargestellte Legende gibt ihm als einzelner Gestalt das Attribut von drei Goldkugeln; diese hat er drei armen oft schlafend im Bett liegenden Mädchen zugeworfen, die ihr Vater in ein Freudenhaus verkaufen wollte… Die besonders in der östlichen Kunst verbreitete Legende von der Errettung von drei Pilgern aus Seenot findet sich auch in der abendländischen Kunst, macht Nikolaus zum Patron der Schiffer und gibt ihm gelegentlich auch einen Anker als Attribut…

Eine Variante der Legende, wie Nikolaus den Sturm besänftigt, wird von Jacobus de Voragine in der Legenda aurea wie folgt erzählt:

Eines Tages befanden sich einige Seeleute in großer Not und beteten unter Tränen mit folgenden Worten: „Nikolaus, du Diener Gottes, wenn es wahr ist, was wir von Dir gehört haben, so wollen wir es jetzt selbst erfahren.“ Daraufhin erschien ihnen ein Mann, der so aussah wie Nikolaus, und sprach: „Seht her, ich bin da. Denn ihr habt mich gerufen.“ Und er fing an, ihnen bei der Arbeit an den Rahen und Tauen und der übrigen Ausrüstung des Schiffes zu helfen, und sofort ließ der Sturm nach. Als sie aber in seine Kirche gekommen waren, erkannten sie ihn, den sie niemals vorher gesehen hatten, ohne dass er ihnen von jemandem gezeigt wurde. Darauf dankten sie Gott und ihm selbst für ihre Rettung. Er aber lehrte sie, dies der Barmherzigkeit Gottes und ihrem Glauben, nicht seinem Eingreifen zuzuschreiben.

Sotten Sie, lieber Leser, es - wie ich - vorziehen, den lateinischen Urtext der Erzählung in der Legenda aurea zu studieren, bitte sehr, hier ist er:

Quadam autem die dum quidam nautae periclitarentur, ita cum lacrimis oraverunt: “Nicolae, famulae Dei, si vera sunt, quae de te audimus, nunc ea experiamur.“ Mox quidam in eius similitudinem apparuit dicens: „Ecce assum. Vocastis enim me.“ Et coepit eos in antennis et rudentibus aliisque iuvare navis armamentis, statimque cessavit tempestas. Cum autem ad eius ecclesiam venissent, quem numquam  ante viderant, sine indice cognoverunt. Tunc Deo  et sibi de liberatione gratias egerunt. Quod ille divinae misericordiae  et eorum fidei, non suis meritis attribuere docuit.        

 

 

 

 


 

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